Dass ein Haus im Mittelpunkt von Streitereien steht, ist nicht neu. Entweder ringen Erben um den Verkauf oder Käufer um den Erwerb. Dann ist der Makler gefragt, muss auf beide Seiten eingehen, Brücken schlagen, die Parteien beim Notar zur Unterschrift bewegen. Dazu gehört viel psychologisches
Fingerspitzengefühl, aber auch Härte. Im Schwanenhaus von Martin Walser hat eine Familie das Schwanenhaus…mehrDass ein Haus im Mittelpunkt von Streitereien steht, ist nicht neu. Entweder ringen Erben um den Verkauf oder Käufer um den Erwerb. Dann ist der Makler gefragt, muss auf beide Seiten eingehen, Brücken schlagen, die Parteien beim Notar zur Unterschrift bewegen. Dazu gehört viel psychologisches Fingerspitzengefühl, aber auch Härte. Im Schwanenhaus von Martin Walser hat eine Familie das Schwanenhaus verloren, seinen Wert nicht zu schätzen gewusst. Ist es nur eine gemauerte Festgeldanlage, die sich am Spieltisch einsetzen läßt, um abgerissen zu werden, oder ein Juwel, an dem man sich ergötzen sollte, um es auf alle Zeit hin zu bewahren? Dr. Gottlieb Zürn ist eine typischer Walser-Figur: Im Grunde fest im Leben verankert, ausreichend abgesichert, in sich jedoch zutiefst verunsichert, was er natürlich niemals zugeben würde. Im Verlauf der Handlung wird schnell klar, dass er den Kampf um das Schwanenhaus nur verlieren kann. Und so bricht die kleinbürgerliche Tragödie am Ende über ihn herein. Zürn der hoffnungslose Romantiker, der sich der Welt des Immobilienhandels verschrieben hat, deren Gesetze nie seine waren. Die Konjunktur steckt in der Flaute, ihm fehlte jede Eloquenz, die seine Konkurrenten auszeichnet. Zu empfindsam fürs Geschäft sieht er sich als Dichter des Schönen und Guten. Walsers Helden sind nicht dem Untergang verschrieben, sie werden auch anschließend weiter leben, nur vermögen sie es nicht, ihrem Leben einen Stand zu geben. Ihnen hat Walser im Fliehenden Pferd ein Denkmal gesetzt, Das Schwanhaus fällt dahinter zurück, weil Dr. Zürn eine allzu bemitleidenswerte Person ist, die am Ende getröstet werden muss. Der Kampf ums Schwanhaus ist verloren, ob es noch einen gibt, als Leser glaubt man es kaum.