Das „Schwarzlicht-Terrarium“ wird gewöhnlich mit Hinweis auf Gewinn des „Ernst Willner-Preises“ beworben. Ein Witz, denn es enthält so viel mißlungenes, ja stümperhaftes, daß man sich fragen muß, welches Niveau die sogenannte Literaturkritik mittlerweile hinzunehmen gewohnt ist (vom anspruchsvollen
Leser ganz zu schweigen – und um den soll es wohl gehen, wenn mit Literaturpreisen geworben wird!).…mehrDas „Schwarzlicht-Terrarium“ wird gewöhnlich mit Hinweis auf Gewinn des „Ernst Willner-Preises“ beworben. Ein Witz, denn es enthält so viel mißlungenes, ja stümperhaftes, daß man sich fragen muß, welches Niveau die sogenannte Literaturkritik mittlerweile hinzunehmen gewohnt ist (vom anspruchsvollen Leser ganz zu schweigen – und um den soll es wohl gehen, wenn mit Literaturpreisen geworben wird!). Weder formal noch inhaltlich erfüllt dieser Debütroman die Minimalkriterien einer seriösen Veröffentlichung. Die schlampige Arbeit von Autor und Lektorat schlägt sich zunächst einmal in einer Unzahl von Schreibfehlern nieder, die aufzuzählen der Platz nicht ausreicht (in den Kundenrezensionen bei amazon.de ist zuletzt eine umfassende Aufzählung solcher Fehler erschienen, die allerdings etwas über das Ziel hinausschießt – z.B. sind „Ingredienzien“ und „Tambourin“ zulässige Schreibweisen).
Womit also hat Kunkels Erstling beeindrucken können? Der Plot seines Disco-Dämmerungs-Dramas ist resümierbar mit: „4+x Losertypen wollen 1979 in Frankfurt ihren Bodensatz-Status überwinden“. Kunkel versucht eine Atmosphäre von Außenseitertum und Hoffnungslosigkeit zu vermitteln, man könnte seinen ordinären Schreibstil also damit rechtfertigen, daß er dem Inhalt angemessen ist. Der Autor stolpert aber in geradezu lächerlicher Weise über seinen hochtrabenden Anspruch, einen naturwissenschaftlich-technischen Ausweg aus der Misere anzukündigen. Schon in den einleitenden Motti wird der unvermeidliche Dawkins bzw. dessen Replikatorenweltsicht bemüht, und Kunkel übernimmt derlei Reduktionismen (z.B. S.246 die Formulierung „ferngesteuert von den Genen“). Daß aber Kunkel von Genetik keine Ahnung hat, offenbart er früh genug (S.77), wenn er Aminosäure- und Proteinketten durcheinanderwirft und auch nicht weiß, in welchem Stoffwechselschritt diese entstehen – sein Genotopia-Geschwafel ist also nicht ernst zu nehmen.
Und auch seine Figuren taugen nichts. Denn um seine Technovisionen irgendwie durch den Plot zu schleppen, lässt er seine angeblichen Vollversager ständig geistreich über selbige parlieren, bis der Leser sich schließlich fragen muß: „Leute, warum macht ihr nicht einfach euer Abitur nach??“ (die vielleicht dümmste Szene dieser Art auf S.277, als der 19jährige, ach so hoffnungslose Kuhl über die „dorische“ Rückenlinie einer Nutte sinniert und flugs ihre Schönheit als mathematische Gleichung zu Papier bzw. Bierdeckel bringt).
Wie aber löst sein Schöpfer Kunkel das Problem eines angemessenen Lebens für Herrn Kuhl? No problem, er lässt er ihn vier Menschen erschießen und dabei 250 000 Mark mitnehmen. Was dem Leser hier als „perfekter" Mord (S.500) zugemutet wird, offenbart Kunkels imaginative Impotenz aufs äußerste. Parkhaus-Nachtwächter Kuhl knallt bei Gelegenheit zwei Spiellokalbetreiber ab, um deren Einnahmen zu kassieren. Polizei und Parkhausbesitzer sind flugs vor Ort, letzterer weist sogar auf die verschwundene Geldtasche hin – aber nach der Befragung darf Kuhl mit seinem Auto abdampfen, Durchsuchung Fehlanzeige! Geht´s noch unglaubwürdiger? Aber immer, denn Kuhl erschießt später gleich noch zwei Milieuheinis, doch die Polizei kommt nicht auf den Gedanken, sich mal bei den Angehörigen der Opfer umzuhören (z.B. einem Bruder, der in der Story durchaus präsent ist und wahrscheinlich sagen könnte, das es zwischen Kuhl und seinen beiden Opfern gewissen Ärger inklusive Bedrohung mit Schußwaffe gab!). Stattdessen verschwindet neben den beiden Leichen auch Kuhl (nämlich nach Nassau), seine Freunde melden´s zwar der Polizei, aber die tut erneut nichts! Warum? Will Kunkel dem Leser unbedingt ein „Na bitte, Verbrechen zahlt sich aus“ reinwürgen (S.554)?
Die Message demnach: Heute bringt nur Verbrechen den sozialen Aufstieg, deshalb brauchen wir morgen ein genmanipuliertes Glück...
Da folglich der Autor a) nichts zu sagen hat und b) nicht schreiben kann, bleibt dem fassungslosen Literaturliebhaber eigentlich nur die Replik: Kunkel, bleib beim webdesign!