Wie bewertet man einen politischen Roman, dem es in erster Linie darauf ankommt, die Folgen einer Fehlentscheidung zu schildern, die bei anderem Ausgang anders bewertet worden wäre? Es handelt sich bei "Das Schweigen des Lichts" nicht um eine Reportage, die Fakten aneinander reiht, um aufzuklären.
Salims Geschichte nach dem gescheiterten Putsch gegen König Hassan II dient Tahar Ben Jelloun als…mehrWie bewertet man einen politischen Roman, dem es in erster Linie darauf ankommt, die Folgen einer Fehlentscheidung zu schildern, die bei anderem Ausgang anders bewertet worden wäre? Es handelt sich bei "Das Schweigen des Lichts" nicht um eine Reportage, die Fakten aneinander reiht, um aufzuklären. Salims Geschichte nach dem gescheiterten Putsch gegen König Hassan II dient Tahar Ben Jelloun als Beschreibung einer Verurteilung zum langsamen Verrecken unter der Erde. In seinen drastischen Bildern erschreckend. In einer bildreichen Sprache wird beschrieben, wie ein Mensch versucht in seinen Gedanken zu überleben, sich der Gefühle, den Schwächen zu entwöhnen, sich einen Rest Menschenwürde zu bewahren. Ein Sujet kommt zu einem Autor, ist womöglich nur zu einem bestimmten Zeitpunkt für ihn faßbar. Tahar Ben Jellouns Verarbeitung der Ereignisse in Tazmamart ist persönlich. Er erhebt nicht den Anspruch zu dokumentieren. Doch durch seinen Roman entreißt er die Eingeschlossenen der Vergessenheit. Was kann man mehr von ihm verlangen? Daß er uns mit seiner politischen Meinung überfrachtet? Im günstigsten Fall veranlaßt er uns dazu, mehr wissen zu wollen. Und das ist jedem im Zeitalter des Internets möglich. Tahar Ben Jellouns Roman gibt uns dazu das Rüstzeug in die Hand, indem er uns mit seiner Poesie verführt, ihm bis ans Ende zuzuhören.