"Das Spielhaus" von Claire North ist eine Folge von drei Novellen, die eben das im Titel genannte Spielhaus als Rahmenhandlung haben. Es ist ein Haus, das an jedem Ort, in jeder Epoche und zu jeder Zeit auftauchen kann, für alle Arten von taktischen und logischen Spielen, nur Glückspiel hat hier
nichts verloren. Wer sich als großer Denker und Taktiker erweist bekommt die Chance, in die oberen…mehr"Das Spielhaus" von Claire North ist eine Folge von drei Novellen, die eben das im Titel genannte Spielhaus als Rahmenhandlung haben. Es ist ein Haus, das an jedem Ort, in jeder Epoche und zu jeder Zeit auftauchen kann, für alle Arten von taktischen und logischen Spielen, nur Glückspiel hat hier nichts verloren. Wer sich als großer Denker und Taktiker erweist bekommt die Chance, in die oberen Gemächer aufzusteigen und größere, bedeutendere Spiele zu spielen, bei denen die Einsätze auch weit größer sind.
In den ersten beiden Novellen dürfen wir Spieler der oberen Gemächer begleiten und beobachten. In der ersten Novelle Thene, die in Venedig, zu Beginn des 17. Jahrhunderts ihr erstes großes Spiel spielt, in der zweiten Remy bei einem seiner vielen großen Spiele der oberen Gemächer. Diese beiden Spiele und Spieler zeichnen sich durch Überlegung, Taktik und sparsamen Einsatz ihrer Ressourcen und Figuren (echte Menschen in der echten Welt) aus. Die dritte Novelle bildet gleichzeitig das große Finale und den Abschluss der Rahmenhandlung. In dieser wird erbittert gekämpft, Gesellschaften, Unternehmen zerstört und Menschenleben nur so hingemetzelt. Diese letzte Novelle gleicht mit ihrem actionreichen Zerstörungswahr eher einem Actionthriller als einer Fantasyerzählung. Ich will das Ende hier natürlich nicht verraten, nur so viel sagen: Ich hatte mir etwas anderes erhofft, aber das kann ich auch zur ganzen dritten Novelle sagen.
Sprachlich und Erzählerisch ist das Buch als ganzes ein wahres Kunstwerk. In jeder einzelnen Novelle werden die Erzählart, die Formulierungen und die Sprache an das jeweilige Zeitalter und die Epoche angepasst, selbst die Schrift der Kapitelüberschriften richtet sich danach. Mit hat das Buch sprachlich und erzählerisch sehr sehr gut gefallen.
Der traditionelle Novellen-Aufbau wird gut umgesetzt, es gibt eine Rahmengeschichte (Anfang und letzer Teil) und dazwischen zwei Teilgeschichten (über Thene und Remy). Das wird konsequent umgesetzt, das Spielhaus und damit der Rahmen werden zu Beginn jeder Geschichte noch einmal erklärt.
Die ersten beiden Novellen sind inhaltlich spannend, logisch und die Opfer werden auf ein Minimum reduziert. Sie hätten für sich 5 Sterne verdient. Von der Hektik und Gleichgültigkeit, mit der in der letzten Novelle die Zerstörung wütet, war ich sehr entsetzt. Auch das Ende hat mich nicht überzeugt, ich hätte mir mehr erhofft. Hierfür würde ich eher 3 Sterne geben. Sprachlich und erzählerisch hat mich das Buch aber so begeistert, dass es sich für mich insgesamt noch auf 4 Sterne rettet.