Georg Dehio Das Straßburger Münster Es ist mir nicht möglich, vom Straßburger Münster zu reden in der rein ästhetischen Stimmung, wie ich vom Parthenon oder dem Florentiner Dom sprechen würde; nicht möglich, zu vergessen, dass ich zu ihm durch lange Jahre in einem sehr persönlichen Verhältnis gestanden habe. Und ich weiss, dass es für viele, denen dies Heft in die Hand kommen wird, etwas Ähnliches bedeutet ... Ich denke an meinen letzten Besuch in ihm. Es war am 5. Januar 1919, einen Tag bevor ich Straßburg zwangsweise und auf Nimmerwiedersehen verlassen sollte. Ich fand das Münster angefüllt mit französischen Soldaten, weißen und farbigen. In unerschütterlicher Ruhe sahen aus den Fenstergemälden die alten Kaiserbilder herab auf das flanierende Gewimmel. Es zog mich in die Stille der an diesem Wintermorgen noch fast dunklen, kryptenartigen Johanneskapelle, und hier stiegen vor meinem Geiste die Bilder der Vergangenheit auf Die Römer hatten hier ihr Forum gehabt. Ein Bischof aus dem Hause Habsburg, der älteste desselben, den die Geschichte kennt, hatte den Grundstein zum heutigen Münster gelegt.
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