Die Beiträge des Sammelbands diskutieren die These, dass sich im 17. Jahrhundert das Paradigma der ,Zärtlichkeit' ausbildet, das ein neues Verständnis von Liebe, Familie und Geschlechterbeziehungen hervorbringt und das zugleich die Basis legt für die Genese der empfindsamen Gefühlskultur des 18. Jahrhunderts. Hierzu werden erstmals in einem systematischen und übergreifenden Ansatz Forschungen zur Rolle der ,Zärtlichkeit' in unterschiedlichen sozialen Kontexten (etwa mit Blick auf die galante "tendresse" der höfischen Gesellschaft Frankreichs oder auf die "Zärtlichkeit" des zivilen Klassizismus in Deutschland) und in den verschiedenen Ausprägungen des Theaters (Tragödie, Komödie, Oper) zusammengeführt. Damit wird die Möglichkeit eröffnet, die bisherigen nationalen und disziplinären Perspektiven neu zu reflektieren und einschlägige Autoren und Werke (so etwa Corneille, Molière, Racine, Tirso de Molina, Voltaire, Lessing, Goldoni) in jenem interkulturellen Kontext zu verorten, in dem sich die dynamische Transformation von ,Zärtlichkeit' zu ,Empfindsamkeit' vollzieht. Dies wird dadurch geleistet, dass sowohl die Konzeption des Theaters der Zärtlichkeit um 1630 herausgearbeitet als auch dessen Transformationen und Modifikationen bis 1760 paradigmatisch behandelt werden.
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