Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), Note: 1,7, Universität Potsdam (Philosophisches Institut), Veranstaltung: Kultur & Kritik, Sprache: Deutsch, Abstract: „Dennoch sei gesagt: wenn die unterhaltende und nachahmende Dichtkunst nachweisen könnte, dass sie in einem wohlgeordneten Staat unentbehrlich sei, dann würden wir sie gerne aufnehmen, da wir offen unser Entzücken über sie gestehen.“3 Dieses abschließend über die Dichtung und ihre verwandten kulturellen Bereiche gesprochene Urteil Platons begründet eine bisher unbeendete Debatte der Kulturkritik, die trotz ihrer inzwischen mindestens 2300-jährigen Geschichte ungebrochen anhält; mehr noch: selten war sie brisanter als gegenwärtig. Das scheint vor allem daran zu liegen, dass, auch wenn Platon sich bemüht hat, nur ganz eingeschränkte Bereiche der Kultur im Feld der politischen Theorie zuzulassen, Kultur in zunehmendem Maße politisiert und damit umkämpft wird. Dennoch hatte das Theater bereits vor Platon eine zentrale Stellung im politischen Selbstverständnis der griechischen Gesellschaft, allen voran in der athenischen Demokratie. Diese wird kurz im ersten Teil skizziert. Platons dreigestaltiger Einwand gegen die Dichtung – der als wichtiger Referenzpunkt für alle nachfolgende Kulturkritik gilt – soll dagegen im zweiten Teil rekonstruiert werden. Die Figur der Authentizität – welche stets jenseits des falschen Scheins verortet wird – zieht sich durch alle (mehr oder weniger direkt) an Platon anknüpfenden kulturkritischen Texte. Sie halten an einem authentischen Strukturprinzip menschlicher Gesellschaft fest und grenzen es gegen Tendenzen ab, die vor allem im 20. Jahrhundert unter dem Begriff der Theatralisierung oder Ästhetisierung der Gesellschaft zusammengefasst werden können. Und wo ist das Theater? Theater, das bereits mit Platon zum Platzhalter des Inauthentischen, des Scheinhaften und Unwahrhaften wird, das sich auf der Kehrseite der Wahrheitsmünze befindet. Das Theater selbst versuchte sich zu (re)politisieren, sprich: sich einen Platz in der Gesellschaft zu sichern; seine Gegner hingegen auf und hinter seinem Rücken das Idealbild einer authentischen Repräsentation der Versöhnung von Individuum und Staat zu entwerfen. Der Verlauf dieser Diskussion wird kurz an einigen Schnittstellen im dritten Teil angerissen werden. Unter dem Einfluss neuer Medien ist Theater zu einem weiteren Stellungswechsel gezwungen, der ihm jedoch möglicherweise ungeahnte, wenn auch nicht (ganz) neue Pfade gleichermaßen aufzwingt wie eröffnet. Dies soll abschließend in Ergänzung zu den kulturkritischen Einwänden betrachtet werden.