Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,0, Universität Karlsruhe (TH) (Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Theorien und Konzepte der Multimedialen Kommunikation, Sprache: Deutsch, Abstract: Was sind unsere Versammlungen im Theater heute gegen die Versammlungen des Volkes im Spätmittelalter? Die alten Bühnen auf dem Marktplatz konnten an feierlichen Tagen die Aufmerksamkeit eines ganzen Volkes in ihren Bann ziehen. Wie viel Gewalt eine große Menge von Zuschauern hat wird deutlich an dem Eindruck, den die Menschen aufeinander machen. Die Schaubühne ist mehr als jede andere öffentliche Veranstaltung des Staates eine Schule der praktischen Weisheit oder ein Wegweiser durch das bürgerliche Leben. Das Massentheater entfaltete sich unter grundverschiedenen geistesgeschichtlichen Voraussetzungen. Im Mittelalter, einem Zeitalter des steil wachsenden Stadt- Phänomens, waren die sozialen Spannungen genauso spürbar wie die unterschiedlichen religiösen Impulse und die Reaktionen darauf, je nachdem, ob es um eine gradualistische oder nominalistische Entwicklungsphase ging. Von tiefer Furcht bis zur Freude am gemeinsamen Erlebnis ist am Publikumsverhalten im Mittelalter einiges abzulesen, was schon über den theatralischen Bereich hinausgeht. Das Verhalten des Publikums bei den religiösen Spielen ist ja nur ein stellvertretendes Symbol für den jeweiligen Kulturzustand des betreffenden Bevölkerungskreises und für die politische und wirtschaftliche Lebenserfahrung. Dies gilt für das Publikum im Spätmittelalter genauso wie für das der Gegenwart. Doch warum stand damals das Publikum stellvertretend für das ganze Volk und warum kann heute von ,,dem Publikum" als solchem nicht mehr die Rede sein? Im Folgenden werde ich mich mit dieser Frage näher beschäftigen. Im Hauptteil der Arbeit beleuchte ich die Wirkung der religiösen Spiele auf das spätmittelalterliche Volk und dessen Verhalten. Daran anknüpfend gebe ich einen Ausblick auf das Zuschauerverhalten der Gegenwart. Der Aufstieg von ,,Stadt und Bürgertum" im Spätmittelalter führte zu einer kulturellen Gegenposition gegenüber der ritterlich- höfischen Kultur des Hochmittelalters. Der Wille zur Selbstverantwortung setzte ein, nicht nur im Gemeinwesen und in der Wirtschaft, sondern auch in religiösen Bereichen. Die Bürger wollten nicht mehr bloß Empfangene, sondern Mitwirkende, Mitgestaltende und Mitverantwortliche sein. Die lateinische Botschaft, die sie früher in Symbolhandlungen sahen, wollten sie nun in ihrer eigenen Muttersprache in aktionelle Formen umsetzen.
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