Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,5, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Deutsches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: "Jud` und Christ und Muselmann und Parsi, alles ist ihm eins." So beschreibt der Derwisch Al- Hafi den Juden Nathan in Lessings Werk „Nathan der Weise“. Toleranz, Annerkennung und gegenseitiger Respekt ist das, was Nathan seinen Mitmenschen entgegen bringt, ganz gleich welcher Religion oder Kultur sie angehören. Lessing lässt seinen Protagonisten in seinem Stück „Nathan der Weise“ aufgeklärt und weltoffen agieren, präsentiert ein Werk mit einer Intention, die zum Nachdenken und Handeln auffordert. Auch heute noch ist der „Nathan“ nicht aus der Mode gekommen. Der Kampf der drei Weltreligionen besteht nicht nur seit Jahren auf dem Papier, sondern findet sich auch in der Realität und vor allem im alltäglichen Leben wieder. Nach dem 11. September 2001 wurde das Stück mehr als 24-mal auf deutschen Bühnen aufgeführt. Die „Kopftuchdebatte“ - im Mittelpunkt der Diskussion eine muslimische Grundschullehrerin- beschäftigte wochenlang die Gemüter und Titelblätter der Zeitungen. Immer noch werden Kriege aus Glaubenskonflikten heraus geführt. Lessing hält dem Leser den Konflikt zwischen Judentum, Christentum und dem Islam ungeniert vor Augen und zeigt gleichzeitig ein Modell der Versöhnbarkeit. Ein Modell, das sich durch gegenseitige Annerkennung, Achtung, Toleranz und Gleichberechtigung auszeichnet. In dieser Arbeit soll Lessings Werk genauer untersucht und auf sein „Toleranzpotential“ geprüft werden. Im ersten Schritt soll der Toleranzbegriff des 18. Jahrhunderts und vor allem die Definition von Toleranz für Lessing analysiert werden. Die Konflikte der damaligen Zeit, die Beweggründe und Absichten des Autors sollen hierbei ebenfalls bedacht und verdeutlicht werden. Im „Nathan“ treten die verschiedenen Religionen in den unterschiedlichsten Charakteren auf. Ihre Darstellungen und Verkörperungen durch die Figuren soll genauer betrachtet und auf Ihre Funktion untersucht werden. Die Intentionen des Autors sollen dabei regelmäßig in die Darstellungen miteinfließen. Der Schluss dieser Arbeit gehört Lessings „Ringparabel“. Bei der Betrachtung des Gleichnisses soll geprüft werden, ob sie sich wirklich als Anleitung zur Toleranz eignet, oder doch Utopie und Wunschdenken eines Theaterstückes ist.