Franz Bleis Romanfragment Das trojanische Pferd beschreibt den Mikrokosmos des Fischerdorfes Cala Rajada auf Mallorca am Vorabend des Spanischen Bürgerkrieges. Cala Rajada war von 1930 bis zum Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges ein beliebtes Ziel deutscher Flüchtlinge vor dem Nationalsozialismus. Rund zwei Drittel des Romans sind verschollen. Das erhaltene Fragment wird hier erstmals vollständig publiziert. Zahlreiche Toponyme und Verweise auf reale Personen machen Das trojanische Pferd zu einem lebendigen Text. Blei diskutiert darin den aufkeimenden Faschismus in Europa ebenso wie den zunehmenden Kapitalismus. Die gesellschaftlichen und psychologischen Implikationen von Flucht und Exil verhandelt er diskursiv-polyphon. Der Text schließt dadurch an die großen Romane der 1920er und 1930er Jahre an und ist gerade in Zeiten, in denen Kriege, Diktaturen und ökologische Krisen erneut Flüchtlingswellen produzieren, eine aufschlussreiche Lektüre. Franz Blei (1871-1942) war eine facettenreiche Erscheinung des europäischen Kulturbetriebs des frühen 20. Jahrhunderts. Seine Essays, Dramen, Gedichte und Übersetzungen waren hochgeschätzt. Seine literaturkritischen Texte führten bedeutende Werke der Weltliteratur im deutschen Sprachraum ein. Als international vernetzter und pazifistisch eingestellter Intellektueller floh er vor dem Nationalsozialismus aus Deutschland. Von 1932 bis 1936 lebte er auf Mallorca, 1937 emigrierte er nach Italien, 1939 nach Frankreich und im Juni 1941 schließlich in die USA.
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