Examensarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Friedrich Meinecke Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Wie kam es zum Holocaust? Welche Prozesse, Situationen und Entscheidungen haben zu einem Verbrechen geführt, das in der Geschichte der Menschheit singulär ist? In der Forschung besteht mittlerweile Konsens darüber, dass das Jahr 1941 für die Genesis der "Endlösung" zentral war: Im Jahr, in dem das nationalsozialistische Deutschland die Sowjetunion überfallen hat, sind wichtige Weichen gestellt und Entscheidungen getroffen worden, die die Verfolgung der Juden erheblich beschleunigten und einen Prozess in Gang setzten, der schließlich zur "Endlösung" führte. Nur sind der genaue Zeitpunkt und die einzelnen Motive für den Beginn des systematischen Tötens in der Forschung weiterhin umstritten. Der vorliegenden Arbeit liegen zwei leitende Fragestellungen zugrunde: 1. Welche Bedeutung kam dem Krieg gegen die Sowjetunion für die Genesis der "Endlösung" zu? Schon in den Planungen für das "Unternehmen Barbarossa" ist eine für die jüdische Bevölkerung Tod bringende Struktur angelegt, die dann während des Krieges ihr volles Potenzial entfalten sollte. Der Mord an den sowjetischen Juden ereignete sich im Rücken der Wehrmacht; entgegen den ursprünglichen Planungen wurde er noch während des Krieges vollstreckt. Worin liegen die Gründe für diesen Richtungswechsel? Welchen Einfluss hatte die militärische Entwicklung des Feldzuges auf die Radikalisierung der Judenverfolgung, die in einigen eroberten Gebieten bereits nach wenigen Wochen die Strategie einer vollständigen Ausrottung verfolgte? 2. Wodurch war das Verhältnis zwischen Zentrum und Peripherie gekennzeichnet? Welche Rolle spielte die NS-Führung, insbesondere Hitler und Himmler, für den Prozess der Eskalation, und welche Bedeutung kam den Entscheidungsträgern vor Ort zu? Gerade die Agierenden an der Peripherie, also die Einsatzgruppenleiter, Kommandoführer und Angehörigen der entstehenden Zivilverwaltungen, legten ein ehrgeiziges Engagement an den Tag und konnten sich dabei innerhalb eines erheblichen Handlungsspielraumes bewegen. Die mittlerweile als sicher geltende Annahme, dass es vor Beginn der Invasion keinen umfassenden "Judentötungsbefehl" gegeben hat, rückt die Rolle gerade der lokalen Entscheidungsträger in ein besonders brisantes Licht. Deckt man die Verbindungslinien zwischen dem "Unternehmen Barbarossa" und der Ingangsetzung der "Endlösung" auf, dann kann vielleicht mehr Licht auf das verstörende Dunkel dieses präzedenzlosen Verbrechens geworfen werden.
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