Die Maxime »Handle unternehmerisch!« ist der kategorische Imperativ der Gegenwart. Ein unternehmerisches Selbst ist man nicht, man soll es werden. Und man wird es, indem man sich in allen Lebenslagen kreativ, flexibel, eigenverantwortlich, risikobewußt und kundenorientiert verhält. Das Leitbild ist zugleich Schreckbild. Was alle werden sollen, ist auch das, was allen droht. Der Wettbewerb unterwirft das unternehmerische Selbst dem Diktat fortwährender Selbstoptimierung, aber keine Anstrengung vermag seine Angst vor dem Scheitern zu bannen. Ulrich Bröcklings grundlegende soziologische Studie nimmt diese Ambivalenz in den Blick und spitzt sie zu einer Diagnose der gegenwärtigen Gesellschaft zu.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Lobend äußert sich Rezensent Harry Nutt über Ulrich Bröcklings Buch "Das Unternehmerische Selbst", scheint ihm diese Untersuchung des neuen Unternehmertums als einer Form der Subjektivierung doch überaus erhellend. Im Zentrum des Buchs sieht er die zunehmende Machtübernahme dieser Subjektivierungsform über unser alltägliches Leben, in dem jeder zum Unternehmer wird. Er bescheinigt dem Soziologen Bröckling, die Schlagwortkataloge, aus denen die neuesten Unternehmensphilosophien schöpfen, stringent zu analysieren und einen instruktiven Blick auf das Leben als "permanentes Assessment Center" zu werfen. Deutlich wird für ihn insbesondere, wie Selbstdisziplinierung und Selbstenthusiasmierung Hand in Hand unser privates Sein unablässig durchformen und bestimmen. Als wohltuend empfindet Nutt, dass Bröckling das schwere theoretische Gepäck von Foucault bis Luhmann, das er mitbringt, nicht unnötig beim Leser ablädt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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