Man kann den Eindruck gewinnen, dass das Vaterunser mitunter eine Art "Allzweckwaffe" ist, die bei jeder möglichen oder unmöglichen Gelegenheit zu passen scheint. Kein Wunder, wenn das Gebet des Herrn häufig nur noch einfach heruntergeleiert wird. Demgegenüber geht es Okko Herlyn vor allem um ein Verstehen dieses alten, vermeintlich vertrauten Textes. Dabei erweisen sich seine gewichtigen Inhalte als überaus aktuell, wie zahlreiche alltagsnahe Beispiele und gesellschaftliche und politische Zusammenhänge deutlich machen. Geschrieben in dem allgemeinverständlichen und unterhaltsamen Stil, der schon sein vorheriges Buch auszeichnete, und der sich gleichwohl der biblisch-reformatorischen Theologie verpflichtet weiß.
Okko Herlyn hat, so denke ich, sein Programm "Verstehen, was wir beten" in einer klaren, verständlichen Gedankenführung durchgehalten. Leser, die sich auf seine Einstiegsimpulse einlassen und mit ihm zu den biblischen Reflexionen weitergehen, werden Gewinn davon haben. Wer über das Vaterunser predigen will, hat hier eine wertvolle Meditationsquelle. Viele Abschnitte des Herlynschen Vaterunser-Buches sind regelrechte Gebrauchstexte, etwa als geistliches Wort, zu Beginn einer Presbyteriumssitzung oder eines Gesprächskreises. (Paul Gerhard Schoenborn, Pfarrer i. R., Wuppertal)