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Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1.0, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Neuere deutsche Literatur), Veranstaltung: Hauptseminar: Freud und die Dichter, Sprache: Deutsch, Abstract: Robert Musil weist in seinen Aufzeichnungen zum 1911 erschienen Erzählband Vereinigungen auf die Schwächen der Erzählung Die Vollendung der Liebe hin. Er bemängelt, dass „in diesem Nichtgeschehen, das eine immer länger werdende Motivkette umspannen musste, das Äußere überdehnt wurde, etwas allzu Leises entstand, scheinbar eine Absonderlichkeit,…mehr

Produktbeschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1.0, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Neuere deutsche Literatur), Veranstaltung: Hauptseminar: Freud und die Dichter, Sprache: Deutsch, Abstract: Robert Musil weist in seinen Aufzeichnungen zum 1911 erschienen Erzählband Vereinigungen auf die Schwächen der Erzählung Die Vollendung der Liebe hin. Er bemängelt, dass „in diesem Nichtgeschehen, das eine immer länger werdende Motivkette umspannen musste, das Äußere überdehnt wurde, etwas allzu Leises entstand, scheinbar eine Absonderlichkeit, scheinbar eine ästhetische Abgeschlossenheit udgl. So dass niemand den festen Grund bemerken wollte.“ Im Gegensatz zu Walter Schönaus Aussage, der Dichter verhalte sich zu seinem Werk „wie der Träumer zu seinem Traum“2, sieht Musil in seiner Selbstkritik das Problematische des Textes klar. Die Psychologisierung der Erzähl-Handlung führte zu einem „Nichtgeschehen“, und zu einer „Überdehnung des Äußeren.“ Dadurch entstand „etwas allzu Leises“, eine „ästhetische Abgeschlossenheit“. Der Dichter versucht auf diese Weise zu erklären, warum „niemand den festen Grund bemerken wollte“, weshalb die Erzählung bei zeitgenössischen Rezensenten und beim Publikum so ein Misserfolg war. In die Zeit der Abfassung der Vereinigungen fällt Freuds Text Der Dichter und das Phantasieren. Freud sieht in der Dichtung eine Entstellung der egoistischen Tagträume und Fantasien des Dichters mit formalen und ästhetischen Mitteln. Die Tagträume und Fantasien seien dabei das Verdrängte seiner ursprünglichen, infantilen Wunschregungen. Dichtung ist dabei eine doppelte Verdrängung. Indem der Dichter das Verdrängte - seine Fantasien - formal entstellt, das heißt literarisiert, findet eine Verdrängung des Verdrängten statt. In dieser Tätigkeit schafft es der Dichter aber doch, eine (eigene) Erzähl-Wirklichkeit zu schaffen. Der Prozess der Erschaffung einer eigenen Erzähl-Welt ist im Nichtgeschehen von Musils Erzählung Die Vollendung der Liebe noch einmal gebrochen. Zwei starke Verdrängungsleistungen erschweren dabei den Zugang zum Text: eine Verdrängung der Erzähl-Wirklichkeit und eine Verdrängung der Erzähl-Vergangenheit. Musils Widerstand gegen die Darstellung einer äußeren Erzähl-Wirklichkeit ist sowohl sein poetisches Konzept, als auch eine Fehlleistung. Ihm scheint die Erzählung aus den Händen geglitten zu sein. Welche Konsequenzen diese Vermengung von poetischem Konzept und Fehlleistung auf den Text hat, werde ich in der folgenden Arbeit zeigen.