Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Geschichte - Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: 1,0, Justus-Liebig-Universität Gießen (Institut für Geschichts- und Kulturwissenschaften), Veranstaltung: Geschlechterverhältnisse in der römischen Kaiserzeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Passio Sanctarum Perpetuae et Felicitatis ist das einzige erhaltene Selbstzeugnis einer Frau des frühen Christentums. In Form eines Tagebuches schildert es auf sehr subjektive Weise die Geschehnisse, die sich in den Tagen vor dem siebten März im Jahre 203 nach Christus in einem karthagischen Gefängnis ereigneten. Die Verfasserin, Vibia Perpetua, hält in ihren Niederschriften ihr Erleben der Tage bis zu ihrem Tod durch Hinrichtung fest. Monique Alexandre beschreibt den Status des Tagebuches sehr treffend, wenn sie schreibt, dass es „[a]n der Seite all jener schweigenden Frauen […] hier eine Frau zu geben [scheint], die sich schriftlich äußert und eine seltene Stimme hören lässt.“ 1 Weitere weibliche Selbstzeugnisse sind nach dem zweiten Jahrhundert nicht mehr bekannt, da seit dieser Zeit die Stellung der Frau in der Kirche an Bedeutung verlor, weibliche Theologinnen wurden zurückgedrängt. Dieser Tatsache verdankt Perpetuas Tagebuch seine Einzigartigkeit. Es gelangte unter anderem nur zu solcher Berühmtheit, weil weitere Schriftstücke seiner Art nicht existieren. Des Weiteren ist die Passio, wie sie im Folgenden verkürzt genannt wird, eine der ersten christlichen Schriften, die in lateinischer Sprache verfasst ist und zu großen Teilen aus einer Ich-Erzählung besteht. Es gibt ebenfalls eine griechische Fassung, die aber aller Wahrscheinlichkeit nach eine Übersetzung des lateinischen Originals ist und erst einige Zeit später erschienen ist. 2 Die Autorin der Ich-Erzählung ist Vibia Perpetua, deren Tagebuch von einem Erzählerbericht umrahmt ist. Der Erzähler ist unbekannt, wohlgleich es Spekulationen über seine Identität gibt. Weit verbreitet ist die Vermutung, dass Tertullian, der erste bedeutende Schriftsteller und Theologe des frühen Christentums, der Erzähler bzw. Redaktor gewesen sein könnte. Es existieren jedoch keine gesicherten Informationen zu dieser Person. Perpetuas Tagebuch, das sich von Kapitel drei bis einschließlich Kapitel zehn erstreckt, wird von einem Prolog, einem Epilog und der Schilderung des Hinrichtungstages durch den Erzähler eingerahmt. [...]