Die große Arztserie "Die Klinik am See" handelt von einer Frauenklinik. Gerade hier zeigt sich, wie wichtig eine sensible medizinische und vor allem auch seelische Betreuung für die Patientinnen ist, worauf die Leserinnen dieses Genres großen Wert legen. Britta Winckler ist eine erfahrene Romanschriftstellerin, die in verschiedenen Genres aktiv ist und über hundert Romane veröffentlichte. Die Serie "Die Klinik am See" ist ihr Meisterwerk. Es gelingt der Autorin, mit dieser großen Arztserie die Idee umzusetzen, die ihr gesamtes Schriftstellerleben begleitete. Vier junge Frauen saßen im Warteraum der Geburtsabteilung der Klinik am See. Eine von ihnen war Karin Lehnert. Sie wartete ebenso wie die anderen drei, denen man ihre Schwangerschaft auf den ersten Blick ansah, auf den Aufruf zur Untersuchung. »Frau Hoffmann, bitte!« In der geöffneten Tür zum Untersuchungszimmer stand eine junge Schwester. Freundlich winkte sie der Aufgerufenen zu und ließ sie an sich vorbei in das Untersuchungszimmer treten. Nachdenklich blickte Karin Lehnert auf die wieder geschlossene Tür. Ihre Gedanken gingen zurück in jene Tage und Wochen zu Beginn ihrer Schwangerschaft. Die Gegenwart, das Warten auf die Untersuchung verlor sich mit einem Mal für sie, und vor ihrem geistigen Auge tauchten die Erinnerungen an Eckehard Planck auf, dessen Kind sie nun unter dem Herzen trug. Im Zeitraffertempo zogen die Erinnerungen an die erste Begegnung mit Eckehard an ihr vorüber. Den Tag, an dem Eckehard das erste Mal in der von ihrem Vater betriebenen medizinischen Badeanstalt erschienen war, würde sie nie vergessen. Es war an einem sonnigen Vormittag gewesen, als Eckehard in dem kleinen Kontor der Badeanstalt aufgetaucht war, in der ihr Vater und ihre Zwillingsschwester Jutta die von ihren Hausärzten überwiesenen Badepatienten betreuten, während sie selbst in eben diesem kleinen Kontor für alle Formalitäten wie Karteiführung, Termingestaltung, Abrechnungen, Berichte und ähnliches zuständig war. Mit der medizinischen Versorgung, soweit diese die vom Arzt verordneten medizinischen Bäder und Massagen betraf, hatte sie nichts zu tun. Das war Sache des Vaters und ihrer Schwester Jutta, die beide in dieser Berufssparte ausgebildet waren. Karin erlebte in Gedanken jetzt noch einmal den Beginn ihrer Liebe zu Eckehard Planck, der damals so plötzlich vor ihrem Schreibtisch gestanden hatte. Zuerst war Eckehard Planck ein wenig überrascht, als er das Kontor betreten hatte und sich einer hübschen jungen Frau mit kastanienbraunem Haar und hellbraunen Augen gegenübersah. Er hatte eher damit gerechnet, es mit einer verknöcherten alten Jungfer zu tun zu bekommen. Der Anblick dieser sympathischen jungen Frau, die er auf Anfang der Zwanzig schätzte, war daher auch weitaus angenehmer und stimmte ihn fröhlich. »Einen schönen guten Morgen«, grüßte er lächelnd.
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