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Seit dem 1. 1. 1999 ist in Deutschland die Restschuldbefreiung von privaten Schulden gesetzlich möglich. Die Insolvenzordnung sieht hierfür ein pädagogisches Programm vor, mit dem sich die Überschuldeten als "redlich" (InsO §1) und somit der finanziellen Schuldbefreiung würdig erweisen. Was aber macht Redlichkeit im Kontext von Verschuldung aus? Die geforderten Haltungen zeigen eine neoliberale Prägung: Selbstaktivierung, Selbstauskunft, Eigenverantwortlichkeit. Anhand von narrationsanalytisch ausgewerteten Interviews mit Verschuldeten zeigt die Autorin, wie diese Anforderungen und damit die…mehr
Seit dem 1. 1. 1999 ist in Deutschland die Restschuldbefreiung von privaten Schulden gesetzlich möglich. Die Insolvenzordnung sieht hierfür ein pädagogisches Programm vor, mit dem sich die Überschuldeten als "redlich" (InsO §1) und somit der finanziellen Schuldbefreiung würdig erweisen. Was aber macht Redlichkeit im Kontext von Verschuldung aus? Die geforderten Haltungen zeigen eine neoliberale Prägung: Selbstaktivierung, Selbstauskunft, Eigenverantwortlichkeit. Anhand von narrationsanalytisch ausgewerteten Interviews mit Verschuldeten zeigt die Autorin, wie diese Anforderungen und damit die Schuld an den Schulden internalisiert werden. Mit der Untersuchung des Erzählens als diskursiv anschlussfähiger Akt der Selbstkonstitution leistet das Buch nicht zuletzt einen methodologischen Beitrag zur empirischen Subjektivierungsforschung.
Silke Meyer ist assoziierte Professorin für Europäische Ethnologie an der Universität Innsbruck.
Inhaltsangabe
Inhalt 1. Einleitung 7 Schuldenfragen, Schuldverhältnisse und das verschuldete Selbst 7 Empirische Subjektivierungsforschung 17 Geschichte und Kontext der Ver- und Überschuldung in der Bundesrepublik Deutschland 28 2.Soziale und kulturelle Aspekte des Kredit- und Schuldenwesens 49 Pluralisierung und Differenzierung im historischen Schulden- und Kreditwesen 52 Vieldeutiges Schulden- und Kreditverständnis in traditionalen und Übergangsgesellschaften 58 Schulden und Subjekte in Ethnografien neoliberaler Gesellschaften 62 3.Verschuldung erforschen: Methodik der Datenerhebung 67 Wege ins soziale Feld der Verschuldung 69 Interviews 73 Verschriftlichung 76 Codierung 78 Asymmetrien im Feld 79 4.Narrationsanalyse als kulturwissenschaftliche Methode: Datenauswertung 90 Poetics of Folklore: Erzählen als kulturelle Leistung 91 Alltägliches Erzählen 95 Funktionen des Erzählens 103 Formen des Erzählens 108 Narrativer Habitus 121 Narrative Identität 127 5.Schuldengeschichten und der narrative Habitus der Rechtfertigung 131 Erfolgsgeschichten 133 Vergleichsgeschichten als soziale Positionierung 184 Versachlichen als Bewältigungsstrategie 229 Beziehungsgeschichten 252 Sprechen über Scheitern 265 Schweigemuster 297 Wünsche und Hoffnungen: "ein ganz normales Leben" 308 Die ethische Narrativitätsthese: die Moral der Geschichte 312 6.Subjektivierungsformate in Schuldendiskursen 328 Zur Entstehungsgeschichte der Insolvenzordnung: moderner Schuldturm vs. kritische Verbraucher/-innen 330 Die Verbraucherinsolvenz in Deutschland: ein Rechtsdiskurs und seine soziale Wirksamkeit 334 Imperative des medialen Schuldendiskurses 360 7.Der Ich-Effekt der Schuldenerzählungen: Zusammenfassung und Ergebnisse 376 Schulden- und Schuldverhältnisse als Ausdruck einer neoliberal verfassten Gesellschaft 379 Ver- und Entschuldungskultur als Umgang mit sozialen Problemen 393 Literatur 397 Gedruckte und online publizierte Sekundärliteratur mit ausgewiesenen Autoren und Autorinnen 397 Internetquellen (ohne ausgewiesene Autoren und Autorinnen) 444 Anhang 445 Transkriptionszeichen 445 Interviews und zugehörige Biogramme 445 Dank 447
Inhalt 1. Einleitung 7 Schuldenfragen, Schuldverhältnisse und das verschuldete Selbst 7 Empirische Subjektivierungsforschung 17 Geschichte und Kontext der Ver- und Überschuldung in der Bundesrepublik Deutschland 28 2.Soziale und kulturelle Aspekte des Kredit- und Schuldenwesens 49 Pluralisierung und Differenzierung im historischen Schulden- und Kreditwesen 52 Vieldeutiges Schulden- und Kreditverständnis in traditionalen und Übergangsgesellschaften 58 Schulden und Subjekte in Ethnografien neoliberaler Gesellschaften 62 3.Verschuldung erforschen: Methodik der Datenerhebung 67 Wege ins soziale Feld der Verschuldung 69 Interviews 73 Verschriftlichung 76 Codierung 78 Asymmetrien im Feld 79 4.Narrationsanalyse als kulturwissenschaftliche Methode: Datenauswertung 90 Poetics of Folklore: Erzählen als kulturelle Leistung 91 Alltägliches Erzählen 95 Funktionen des Erzählens 103 Formen des Erzählens 108 Narrativer Habitus 121 Narrative Identität 127 5.Schuldengeschichten und der narrative Habitus der Rechtfertigung 131 Erfolgsgeschichten 133 Vergleichsgeschichten als soziale Positionierung 184 Versachlichen als Bewältigungsstrategie 229 Beziehungsgeschichten 252 Sprechen über Scheitern 265 Schweigemuster 297 Wünsche und Hoffnungen: "ein ganz normales Leben" 308 Die ethische Narrativitätsthese: die Moral der Geschichte 312 6.Subjektivierungsformate in Schuldendiskursen 328 Zur Entstehungsgeschichte der Insolvenzordnung: moderner Schuldturm vs. kritische Verbraucher/-innen 330 Die Verbraucherinsolvenz in Deutschland: ein Rechtsdiskurs und seine soziale Wirksamkeit 334 Imperative des medialen Schuldendiskurses 360 7.Der Ich-Effekt der Schuldenerzählungen: Zusammenfassung und Ergebnisse 376 Schulden- und Schuldverhältnisse als Ausdruck einer neoliberal verfassten Gesellschaft 379 Ver- und Entschuldungskultur als Umgang mit sozialen Problemen 393 Literatur 397 Gedruckte und online publizierte Sekundärliteratur mit ausgewiesenen Autoren und Autorinnen 397 Internetquellen (ohne ausgewiesene Autoren und Autorinnen) 444 Anhang 445 Transkriptionszeichen 445 Interviews und zugehörige Biogramme 445 Dank 447
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