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Zuerst eine Warnung: Für Zartbesaitete ist dieser kroatische Buchschinken nichts; um so viel Gemetzel und zotige Sexualität zu ertragen, braucht es starke Nerven. Der Kroate Miljenko Jergovic feiert geradezu Orgien an Grausamkeit und Gewalt. Hundert Jahre Balkan, auf sechshundert Seiten im Zeitraffer vor und zurück eingefangen - dabei kommt man freilich ohne die Schrecken von Krieg und Zerstörung nicht aus. Und so sind es immer nur Atempausen, in denen es friedlich zugeht. Liebe flackert da nur heftig auf und verlöscht sofort wieder. Die Helden leben nicht lange und erleiden meistens einen grausigen Tod. Langlebig sind nur die alten Frauen. Deshalb ist das Titelbild mit der mädchenhaften Schönheit im weißen Spitzenkleid verfehlt, es weckt falsche Erwartungen. Jergovic, 1966 in Sarajevo geboren, wurde auch bei uns mit Gedichten und Erzählungen ("Himmel Comando") bekannt. Er lebt jetzt in Zagreb und ist politischer Kolumnist von kroatischen und bosnisch-hercegovinischen Zeitungen. Seine erzählerische Suada ist von überbordender Kraft, bilderreich und oft komisch oder sarkastisch. Allerdings, der rote Faden verliert sich immer wieder in diesen aneinandergereihten Anekdoten, die die Wirklichkeit bis zur Unkenntlichkeit übertreiben. Aber vielleicht ist nur so die Katastrophe eines schönen Landes zu beschreiben, dessen Bewohner mit List und Mühe ums Überleben kämpfen. Partisanen, Ustaschaleute, Spione, Kommunisten, Mörder, Opportunisten und Titos Getreue - am Ende fast alle tot, im Irrenhaus, oder sie haben sich in den Alkohol geflüchtet. Nur das hölzerne Mädchen, das der alte Schnitzer vor das Walnusshaus gestellt hat, scheint glücklich. (Miljenko Jergovic: "Das Walnusshaus". Roman. Aus dem Kroatischen übersetzt von Brigitte Döbert. Schöffling Verlag, Frankfurt am Main 2008. 613 S., geb., 24,90 [Euro].) m.f.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
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