Karl-Georg Ammer, Mittdreißiger, promovierter Literatur-wissenschaftler und Lektor eines renommierten DDR-Verlages, ist nicht unbedingt ein Kämpfer vor dem Herrn. Doch mit diesem Gegner nimmt er es spielend auf: einem unverlangt beim Verlag eingegangenen Manuskript, für dessen beschlossene Ablehnung es Gründe und Argumente zu finden gilt. Und da sitzt er, Karl, ja zweifellos am längeren Hebel. Also schärft er das Schwert seiner Schreibmaschine, um den ihm unbequem erscheinenden Text durch ein geschliffenes Gutachten aus seiner heilen Welt zu schaffen. Heile Welt? Ja, merkt er denn nichts, dieser Karl, so allein dort draußen im Haus in den Auenwiesen, wo der laue Lenz den Schnee des letzten Jahres rasant zum Schmelzen bringt? Ahnt er nichts von dem, was sich da zeitgleich in der Wohnung der Schwiegereltern ereignet, weiß er nichts über die Vorgänge im fernen Erholungsheim für überarbeitete Pädagogen, erinnert er sich nicht an die Hinterlassenschaft seines mysteriösen Onkels, eines gewissen Wilhelm Georg Haderer? Und sieht er nicht das verzweifelte Bemühen der Soldaten mit dem roten Stern am durchweichten Deich des nahen Flusses?! Der Erzähler - so allwissend wie hilflos - schaut Karl über die Schulter und ins bange Herz und verknüpft all diese Fäden im selbstironischen Bewusstsein für die kleine Tragik des Helden angesichts ringsum steigender Fluten in diesem Frühling des Jahres '89. Paul D. Bartsch, Jahrgang 1954, zeichnet voller Ironie ein literarisches Duell mit bemerkenswertem Tiefgang.
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