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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
Hansjörg Küster über das Watt und dessen Bewohner
In seinem Buch über das Wattenmeer führt der im Februar verstorbene Pflanzenökologe Hansjörg Küster abermals vor, dass es keinen Sinn ergibt, Teile des Netzwerks natürlichen Lebens für das Ganze zu nehmen. Zuverlässig Auskunft über die Nordseeküste kann nur erteilen, wer nicht bloß Ebbe und Flut, Seehunde und Kegelrobben, Lachmöwen und Knutts in den Blick nimmt. Die Priele gehören genauso zu dieser Landschaft wie deren Geschichte und, das hat Küster bei keinem der von ihm abgehandelten Themen jemals vergessen, der Mensch.
Mit Geduld und jener gut dosierten Genauigkeit, die den Kenner zufriedenstellt und den Laien nicht überfordert, erklärt der Autor etwa, welche Arten von Watt es überhaupt gibt (Fels-, Sand- und Schlickwatt) was genau die Gezeiten sind (Strömungen, keine Zustände), oder wie sich eine Salzwiese bildet: Sobald das Wasser steigt, gelangen Schwebteilchen ins Watt, aus denen eine Schlickschicht wächst. Hat sie eine gewisse Höhe erreicht, gedeihen dort Pflanzen, an denen weiterer Schlick hängenbleibt. Ist dieses Gebilde so erhaben, dass es nicht mehr überflutet wird, dient es als Habitat für viele Tiere.
Solche Ökosysteme lassen sich auch bewirtschaften. Küster zufolge wurde das Wattenmeergebiet ungefähr siebenhundert Jahre vor Christi Geburt besiedelt. Salzwiesen bieten Flächen, auf denen "Vieh ganzjährig zur Weide geschickt werden kann, ohne dass man zuvor Wald roden muss". Gras und Kräuter waren dort ständig verfügbar, da Frost in den milden Wintern die Ausnahme blieb. Zur Süßwassergewinnung wurde Regenwasser aufgefangen, Holz und Korn mussten von der Geest herangeschafft werden.
Ein echtes Handelsnetz entwickelte sich, angeregt durch die Römer, zur Zeit um Christi Geburt, wobei die Bewohner des Wattenmeers Fisch, Robbenfell, Wolle und womöglich Käse im Angebot hatten. Derartige Ausführungen unterbricht der Autor immer wieder, um das Register zu wechseln: "Das Leben auf einer Warft faszinierte mich als Kind." Oder: "Sehr beeindruckt hat mich ein über achtzigjähriger alleinstehender Halligbauer auf Langeneß, bei dem ich ein Zimmer bezog."
Hansjörg Küster spürt den Verflechtungen zwischen Flora, Fauna und Kultur ganz unbefangen nach. Anekdoten helfen den historischen und naturwissenschaftlichen Passagen dabei häufig auf die Sprünge. Und obwohl es viel Ernüchterndes über den Zustand der Natur zu berichten gibt, hat Küster kein alarmistisches Buch geschrieben, sondern eines, das besonnen sagt, was der Fall ist. KAI SPANKE
Hansjörg Küster: "Das Watt". Wiege des Lebens.
C. H. Beck Verlag, München 2024. 239 S., Abb., geb., 26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Ulrich Raulff
"Hansjörg Küster spürt den Verflechtungen zwischen Flora, Fauna und Kultur ganz unbefangen nach."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Kai Spanke
"Beleuchtet Kultur und Menschen, ihre unverwechselbare Kultur- und Siedlungsgeschichte."
NDR Kulturjournal, Thorsten Mack
"Ein vorzügliches Buch ... wissenschaftlich fundiert und zugleich so populärwissenschaftlich, dass es auch jeden interessierten Laien fesseln wird."
Nordwest-Zeitung
"Eine groß angelegte Übung im genauen Hinsehen und eine Feier des Lebendigen."
Hannoversche Allgemeine, Ronald Meyer-Arlt
"Eine Liebeserklärung ans Ökosystem Watt ... Tolle Wattwanderung!"
HÖRZU und Gong
"Hansjörg Küster hat ein grandioses Buch über das Watt geschrieben - eine hochspannende und informative Reise in eine für uns völlig fremde Welt."
Die Presse, Martin Kugler