Masterarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Raumwissenschaften, Stadt- und Raumplanung, Note: 1,0, Technische Universität Berlin (Geistes- und Sozialwissenschaften), Veranstaltung: Historische Urbanistik, Sprache: Deutsch, Abstract: "Die Formen einer Stadt verändern sich im Wandel der Zeit". Charles Baudelaire kommentiert in diesem Zitat die Entwicklung der Stadt Paris im 19. Jahrhundert, deren Formveränderungen für den bekannten Flaneur kaum noch nachvollziehbar waren, da sie sich im "Rhythmus des Herzschlags eines Sterblichen" neu gestalteten. Baudelaire könnte mit der sich unablässig verändernden Form der Stadt zweierlei gemeint haben: Erstens, die materielle Form, sprich die gebaute Substanz. Er könnte auf die äußeren Strukturen der Stadt angespielt haben, die fortwährend neu entstehen oder sich auflösen. Raumbeziehungen werden dabei immer wieder aufs Neue definiert und auf unterschiedliche Art und Weise bewertet, da sich deren materielle Form verändert. Zweitens könnte damit jedoch auch den Inhalt dieser äußeren Hülle gemeint haben, die "immaterielle Form". Damit ist der Raum gemeint, der sich aus den gelebten Strukturen zusammensetzt, aus sozialen sowie gesellschaftlichen Beziehungen und Entwicklungen. Auch dieser Raum gestaltet sich in seinen Strukturen kontinuierlich neu und wird in seiner Form verschiedenartig wahrgenommen. Diese Arbeit widmet sich den Veränderungen und unterschiedlichen Wahrnehmungen dieser "immateriellen Form" und untersucht sie anhand einer konkreten Architektur. Für die Analyse wurde ein Gebäude ausgewählt, das in der Vergangenheit sowie in der Gegenwart immer wieder neu bewertet wurde und in vielfältiger Form von äußeren, zeitlichen Gegebenheiten beeinflusst wurde und wird. Das Beispielgebäude "Zentrum Kreuzberg", das zwischen 1972 und 1974 entstand, befindet sich im heutigen Stadtteil Friedrichshain-Kreuzberg am Verkehrsknotenpunkt Kottbusser Tor und fällt dem Betrachter besonders ins Auge: Wie ein Fremdkörper überspannt der Riegel aus Beton und Fertigteilen die Adalbertstraße, blockiert damit die Sichtachse vom Kottbusser Tor aus und degradiert ein komplettes Viertel zum Hinterhof, in dem abgesehen von den Bauten im großen Maßstab am Kottbusser Tor eher kleinteilige Mischstrukturen mit Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert vorzufinden sind. Verglichen mit der restlichen Bebauung erscheint das Zentrum Kreuzberg monströs und bizarr, seine Architektur grau und aggressiv.