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In Klagenfurt, beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, wo Markus Orths mit einem Ausschnitt aus diesem Roman den zweiten Preis gewann, hieß es schon, man werde künftig kein Hotelzimmer mehr ohne mulmiges Gefühl betreten, könnte doch das Zimmermädchen Lynn unterm Bett lungern und spionieren. Die Idee des schmalen Romans ist hinreichend bedrohlich, ihre konsequente erzählerische Durchführung beachtlich. Die Leere Lynns, die sich an fremden Leben labt, frisst sich subtil unter die Haut. Seine Hauptfigur beschreibt Orths als gerade noch lebenspraktisch, stattet sie aber doch mit pathologischen Zügen aus. Mit der Mutter pflegt Lynn bedrückend inhaltslose Telefonpflichtgespräche; ihren Therapeuten unterhält sie mit erfundenen Träumen. Lynn philosophiert gern über "Dinge". Kein Wunder, denn täglich berührt sie während ihrer durch den Beruf legitimierten, aber doch nahtlos ins Zwanghafte übergleitenden Putzanfälle sehr viele davon: "Die Dinge, sagt sie, haben ihren eigenen Charakter. Immer ist uns die Hälfte verborgen. Die Flasche Sprudel, der Bleistift, die Lampe, alles sehen wir nur halb, nur von vorn, von schräg vorn, von oben, aber nie komplett, nie ganz." Trotzdem - und gerade hier liegt der Reiz dieser Erzählung - erliegt der Autor nur selten der Versuchung, die Dinge, die er durch Lynn vergrößert, unnötig aufzuladen. Schließlich, unterm Bett Stellung beziehend, verbindet sich das Voyeuristische auf irritierende Weise mit Lynns Sehnsucht nach Stille. Hier ist der Text mehr als nur die Geschichte einer Sucht: ein feiner Widerspruch. (Markus Orths: "Das Zimmermädchen". Roman. Verlag Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2008. 138 S., geb., 16,90 [Euro].) hir
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
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