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Phänomenologische Psychologie und Daseinsanalyse Der Spezialist als ein psychologisches Problem Die Menschenwissenschaften und die Spontaneität Das Leib-Seele-Problem im Lichte phänomenologischer Anthropologie Die Daseinsanalyse in der Psychotherapie Unterwegs zu sich selbst Der Spezialist als moralisches Problem.

Produktbeschreibung
Phänomenologische Psychologie und Daseinsanalyse Der Spezialist als ein psychologisches Problem Die Menschenwissenschaften und die Spontaneität Das Leib-Seele-Problem im Lichte phänomenologischer Anthropologie Die Daseinsanalyse in der Psychotherapie Unterwegs zu sich selbst Der Spezialist als moralisches Problem.
Autorenporträt
Ulrich Sonnemann, geboren 1912 in Berlin, studierte Philosophie, Sozialwissenschaften und Psychologie und promovierte 1934 in Basel. Er emigrierte in die Vereinigten Staaten, lehrte als Professor für Psychologie in New York. 1955 kehrte er nach Deutschland zurück und lebte bis 1969 als freier Schriftsteller in München. In dieser Zeit schrieb er u. a. Das Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten, das ein Jahr lang auf der Spiegel-Bestsellerliste stand, und sein philosophisches Hauptwerk, die Negative Anthropologie. Von 1969 bis 1974 war er Dozent an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film, danach Professor für Sozialphilosophie an der Gesamthochschule Kassel. Er starb 1993.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.02.2012

Im Schatten Adornos
Wiederentdeckung eines Verschollenen: Zum 100. Geburtstag des philosophischen Schriftstellers Ulrich Sonnemann
Im März 1969, ein knappes halbes Jahr vor dem überraschenden, Bestürzung hervorrufenden Tod Theodor W. Adornos, erschien als „Negative Anthropologie“ bei Rowohlt das ebenso umfangreiche wie dichte philosophische Hauptwerk eines Autors, der dem Publikum bis dato eher als politischer Publizist aufgefallen war. Hatten doch seine vorangegangenen Bücher, „Das Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten“ und „Die Einübung des Ungehorsams in Deutschland“, angesichts der sich allmählich herausschälenden Außerparlamentarischen Opposition (APO), relativ hohe Auflagen erzielt.
Das anspruchsvolle und spröde neue Opus hingegen las sich, wiewohl unabgesprochen, wie ein breit ausgeführter Exkurs zu Adornos ohnehin schon schwieriger „Negativer Dialektik“ von 1966, indem es Grundpositionen dessen absteckte, was seitdem unter dem Etikett „Frankfurter Schule“ allgemein bekannt geworden ist. Das von beiden ostentativ herausgestellte Adjektiv gehörte insofern zum Kernbestand des Programms, als es eine Absage an soziale Leitbilder implizierte und stattdessen dem Credo verpflichtet blieb, „daß das Menschliche nur aus seiner Verleugnung und Abwesenheit sich theoretisch erschließe“. Es war dies mithin eine säkularisierte Variante des alttestamentarischen Bilderverbots und umso plausibler, als ihr Verfasser, Ulrich Sonnemann (1912 – 93) tatsächlich jüdische Wurzeln hatte.
Dem zu Klampen Verlag ist es zu danken, dass dem zwischenzeitlich Verschollenen jetzt eine auf zehn Bände angelegte, von Paul Fiebig sorgfältig edierte „Schriften“-Ausgabe gewidmet wird, von der drei Titel bereits vorliegen und die den Aphoristiker Sonnemann ebenso vorstellt wie den Romancier und den literarischen Übersetzer.
Der in gutbürgerlichen Verhältnissen geborene Berliner war 1933 ff vor den halb Europa erobernden Nationalsozialisten über Wien und Paris, Basel, Zürich und Brüssel via Spanien nach New York geflohen. Anders jedoch als Siegfried Kracauer und Leo Löwenthal, Herbert Marcuse und Erich Fromm, die alle in den USA bleiben sollten, kam Sonnemann 1955 definitiv zurück. Es war dies ausdrücklich eine Heimkehr in die Muttersprache, weniger in die Bundesrepublik, deren restaurative Tendenzen er von München aus am besten in den Blick zu bekommen glaubte, wo er bis 1969 als freier Schriftsteller wohnte (erst danach folgten Gast- und Honorarprofessuren in Bremen und Kassel) und auch für die Süddeutsche Zeitung schrieb, unter anderem über Rudolf Steiner.
Es ist nicht unwichtig zu erwähnen, dass von den älteren Vertretern der „Kritischen Theorie“ Sonnemann neben Erich Fromm der einzige Psychologe vom Fach war, der denn auch im amerikanischen Exil seinen Lebensunterhalt mit klinischer Praxis bestritt. Diese professionelle Prägung setzte die Akzente bei Sonnemanns ab Mitte der fünfziger Jahre weit ausholender Rehabilitierung der unter Hitler intellektuell verfemten deutsch-jüdischen Denker, allen voran Marx und Freud, die er unter den Stichworten „kanalisierte Zukunft“ beziehungsweise „entdämmte Vergangenheit“ behandelte. Anders allerdings als Fromm nach seiner Trennung vom „Institut für Sozialforschung“ hielt Sonnemann Freud mit seiner Herkunft von Schopenhauer für aktueller als Marx, dessen Hegelianismus ihm einen allzu objektivistischen, letztlich in den Historismus mündenden Zug ins Spiel gebracht hatte, neben dem „das Nicht-Identische“ (Adorno), sprich: die individuelle Fallstudie kaum eine Chance zu haben schien.
Sonnemann zitierte in diesem Kontext gern William James’ Diktum vom – spezifisch deutschen – Nexus von Begriffsherrschaft und Geschichtsohnmacht. Damit jedoch wurde der Konflikt unausweichlich mit denjenigen Schülern Adornos, welche sich politisch stark radikalisierten wie etwa Hans G Helms, der sich vom avantgardistischen Vokalkomponisten zum kommunistischen Städtebausoziologen mauserte. Sonnemann erteilte derlei „Aktionsgebärden“ eine Abfuhr: Ihm musste aufgehen, wie die Verstoßung ihres Frankfurter Mentors durch die aufmüpfigen Studenten – die, das hat Sonnemann überliefert, Adorno gegenüber Dritten beinahe zärtlich als seine „Kinder“ zu bezeichnen pflegte – auf makabre Weise dem (mythischen) Vatermord in der Urhorde ähnelte, der Freud so sehr beschäftigte.
Heute imponiert Sonnemanns Œuvre nicht zuletzt durch eine der subtilsten Apologien, welche die Psychoanalyse nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren hat. Ihr Begründer galt ihm als „einer der großen Lehrer der Menschheit, einer ihrer Aufklärer und Emanzipatoren vom Schlage, ja von der Tradition Rousseaus“ und dessen therapeutische Methoden als sinnvolle Aufhebung der Dilthey’schen Dichotomie von Natur- und Geisteswissenschaften. Deren Voraussetzung indessen war ein Paradigmenwechsel gewesen, der sich auf dem Weg vom Deutschen Idealismus zu Nietzsche ereignet hatte: Die Fragestellung „Ist das wahr?“ wurde entthront durch „Warum sagt er/sie das?“
Freud hatte bemerkt, dass sich die Gesellschaft mit verdächtiger Eile bereit zeigte, das dem Patienten Unliebsame als Unrichtiges zu konzedieren, um sich die Aufdeckung ihrer immanenten Widersprüche zu ersparen und somit zu vermeiden, dass das scheinbar „Novellenhafte“ (Freud) des Einzelfalls sich kumulativ zum repräsentativen Roman auswächst, der dann wiederum, in der zusammenfassenden Deutung des Analytikers, der Gesellschaft den Spiegel vorhält.
Obwohl Sonnemann den zeitdiagnostischen Wert auch des Existenzialismus anerkannte, der ihm in seiner Jugend in zweifacher Ausrichtung begegnet war – in Freiburg bei Martin Heidegger und in Frankfurt bei Paul Tillich –, sah er in jener philosophisch-theologischen Strömung doch stets die Gefahr virulent, dass Hintergründiges umschlägt in Mystifikation. Einem fast verdrängten Kollegen Freuds zu seinem Recht verhelfend, erklärte daher Sonnemann Heideggers auftrumpfenden, letzten Endes monologischen Bescheid der kollektiven „Seinsvergessenheit“ für geläutert in Ludwig Binswangers zuhörender Menschenwissenschaft.
STEFAN DORNUF
ULRICH SONNEMANN: Daseinsanalyse. ,Existence and Therapy‘. Wissenschaft vom Menschen. Schriften in 10 Bänden. Hrsg. von Paul Fiebig, Band 2. Zu Klampen Verlag, Springe 2011. 658 Seiten, 44 Euro.
Negative Anthropologie. Spontaneität und Verfügung. Sabotage des Schicksals. Schriften in 10 Bänden. Hrsg. von Paul Fiebig, Band 3. Zu Klampen Verlag, Springe 2011. 594 Seiten, 40 Euro.
1912 in Berlin geboren, vor den
Nationalsozialisten geflohen, kehrte
er 1955 nach Deutschland zurück.
Die Fragestellung „Ist das wahr?“
wurde entthront durch
„Warum sagt er das?“
Ulrich Sonnemann 1973
Foto: Brigitte Friedrich
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Stefan Dornuf erinnert zum hundertsten Geburtstag an den philosophischen Schriftsteller Ulrich Sonnemann, der ein "anspruchsvolles und sprödes" Werk hinterlassen hat, das vom zu Klampen Verlag neu zugänglich gemacht wird und in dem sich Sonnemann intensiv mit Sigmund Freud auseinandersetzt. Dornuf ruft das Leben und Wirken dieses Theoretikers aus dem Umfeld der Frankfurter Schule in Erinnerung, seine Emigration, seine Rückkehr zur deutschen Muttersprache. Und auch wenn er in seinem Artikel nicht näher auf das Buch eingeht, lobt er die sorgfältige, von Paul Fiebig besorgte Edition.

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