Aus einer FB-Seite entstand (mal wieder) ein Buch. Einige werden Otto Redenkämper aus dem Internet kennen, aber auch wer ihn nicht kennt, kommt mit der Story gut klar:
Otto ist Rentner und sein Leben spielt sich großteils zwischen Fenster (schön mit Kissen gepolstert und den Pott Kaffee
griffbereit) und Kiosk (wo er andere Mitglieder seiner Spezies trifft) ab. In einer Art Tagebuch oder…mehrAus einer FB-Seite entstand (mal wieder) ein Buch. Einige werden Otto Redenkämper aus dem Internet kennen, aber auch wer ihn nicht kennt, kommt mit der Story gut klar:
Otto ist Rentner und sein Leben spielt sich großteils zwischen Fenster (schön mit Kissen gepolstert und den Pott Kaffee griffbereit) und Kiosk (wo er andere Mitglieder seiner Spezies trifft) ab. In einer Art Tagebuch oder einseitigem Briefwechsel lässt er den Leser an seinen täglichen Erlebnissen teilhaben.
Ich liebe den Ruhrpott und den Humor und die Menschen und deren Schnauze, aber ich hab davon NICHTS im Buch gefunden. Das finde ich echt schade. Es ist so vieles vorhersehbar gewesen und die Gags großteils uralt. Dadurch wirkt die Story konstruiert und mit Gewalt hingebogen. Wer Herbert Knebel liebt, wird mit Otto Redenkämper nicht wirklich warm. Wo Herbert noch den echten Ruhrpottcharme auf der Zunge liegen hat, klingt Otto nur dümmlich und langweilig. Das ist nicht nur nicht unterhaltsam, das ist sogar noch beleidigend für die echten Ruhrpottrentner. Das war sicher so nicht gedacht oder gewollt. Die typischen Übertreibungen fehlen komplett und lassen damit die Kapitel recht banal dahindümpeln.
Otto sieht hinter jedem harmlosen Passanten einen Schwerverbrecher, ist hinter Kindern her, die ihn irgendwie stören, versucht, das Kiosk seines Kumpels zu retten und ruiniert es dabei halb und und und und … Otto sieht, wo er fehlt, aber findet immer andere die daran schuld sind. Einsicht gibt es nicht, nicht mal dann, als er zu seiner ehemaligen Zeche dackelt und vergessen hat, dass er da schon seit Jahren nicht mehr Arbeitet. Schlimmer noch – dass die Zeche längst keine Zeche mehr ist. Sorry, aber das ist leider absolut nicht meine Art Humor. Und ich kann noch heute Tränen über die Schlange an der Wursttheke (von Herbert Knebel) lachen, obwohl ich das schon auswendig kann und es wirklich uralt ist.
Der Titel „Der Fenster-Rentner erklärt die Welt“ geht auch weit an der Story vorbei. Otto erzählt aus seinem Rentnerdasein, aber er erklärt nicht wirklich die Welt. Unterhaltsam ist das Büchlein, man kann mal schmunzeln. Aber es hat mir keinen einzigen lauten Lacher entlockt.
Die Idee mit den Kapiteln, die immer mit „Kinners“ beginnen und einem „Glück auf“ enden, finde ich charmant, aber das allein macht das Buch einfach nicht super oder empfehlenswert. Mich hat es nicht so gefangen, wie andere Ruhrpott-Bücher das können und dabei dachte ich immer, das wäre so einfach. Ein paar mehr typische Ausdrücke wie Dubbels, Schlüffkes, Mottek oder Büdchen hätten das Ganze etwas aufgepeppt und mein Herz höher schlagen lassen. So bleiben nur mit viel gutem Willen drei Sterne übrig. Auch wenn ich mit meiner Meinung da ziemlich alleine dastehe. Schade – die Idee an sich ist toll und hätte prima ausgearbeitet werden können.