Circa 15-30 Jahre begleitet der Leser David durch die Höhen und Tiefen der Kindheit und Jugend. Man ist dabei, als David sich verliebt und um seine Angebetete wirbt. Ein durchaus abwechslungsreiches Leben, das in längeren Episoden auszugsweise ausführlich beschrieben wird, um sich nach größeren
Zeitsprüngen dem nächsten Lebensabschnitt zu widmen. Der Leser begleitet David und seine Freunde und…mehrCirca 15-30 Jahre begleitet der Leser David durch die Höhen und Tiefen der Kindheit und Jugend. Man ist dabei, als David sich verliebt und um seine Angebetete wirbt. Ein durchaus abwechslungsreiches Leben, das in längeren Episoden auszugsweise ausführlich beschrieben wird, um sich nach größeren Zeitsprüngen dem nächsten Lebensabschnitt zu widmen. Der Leser begleitet David und seine Freunde und Bekannte durch kleine und große Katastrophen und Skandale und begegnet dabei vielen Charakteren, die zum literarischen Allgemeingut geworden sind wie Mr. Wilkins Micawber, Uriah Heep, Dora Spenlow (Davie und Dora begegnen einem z. Bsp. Als Zwillinge in der Anne of Green Gables Reihe wieder) und vielen mehr.
Die große Stärke des Autors alles detailreich und lebensnah zu beschreiben, ist leider auch seine größte Schwäche. Einerseits ist das Leben Davids sehr detailreich und spannend beschrieben. Der Autor verarbeitet dabei eigene Jugenderlebnisse. Andererseits weiß man als Leser, dass jeder Figur (teils krampfhaft) eine Funktion und Aufgabe zugewiesen ist, was die Geschichte teilweise sehr berechenbar macht und ist damit weiterhin in der erzählerischen Tradition eines Walter Scott, bei dem auch klar ist, dass sich irgendwann alle Handlungsstränge verknüpfen werden und jede Person auch ihre Rolle zu spielen hat. Die Vorausblicke des Autors, in denen er kommende Katastrophen andeutet, wohl im Wunsche damit Spannung zu erzeugen, machen die Handlung für den heutigen Leser einfach nur vorhersehbar und töten oft jedes bisschen Spannung. Teilweise kommen einige der Erklärungen regelrecht mit dem Holzhammer daher, falls sie jemand tatsächlich überlesen haben sollte. Streckenweise plätschert die Handlung dann wieder recht idyllisch vor sich hin und man kann das Buch ohne Reue eine Weile zur Seite legen.
Was einen jedoch letztendlich bei der Stange hält sind die Figuren, die Dickens geschaffen hat. Die Personen haben ihre Ecken und Kanten, sie sind schrullig, unbeholfen oder böse, ohne dabei jedoch archetypisch zu werden. Eine moderne Frau wird Dora wohl hassen, Dora wird ihr unglaublich auf die Nerven gehen, aber das ist die Kunst, Dora ist einem nicht egal. Aber auch das ist typisch Dickens, er greift zeitlose Probleme auf, die auch heute, 200 Jahre später noch immer genauso aktuell sind. David hat in Agnes die perfekte Partnerin, die beste Freundin, heiratet aber ein dummes Püppchen, so dass er letztendlich beide Frauen weiterhin hat, die eine als Gattin, die andere als Beraterin. Der Klassiker eben, eine kluge, unkomplizierte Frau landet auch heute auf der Kumpelschiene, während das dumme Püppchen als Ehefrau Einzug hält.
Man merkt durchaus, dass dieser Roman, wie auch die anderen Romane von Dickens, als Fortsetzungsgeschichten erschien, denn die Lieferungen funktionieren auch soweit für sich alleine und haben genug Situationskomik, dass man sie auch außer der Reihe lesen und genießen konnte, ohne den ganzen Roman lesen zu müssen. Viele Szenen sind einfach nur für sich alleine witzig und unterhaltsam.
Zum Übersetzer Gustav Meyrink:
Gustav Meyrink (1868-1932), war zu seiner Zeit selbst ein sehr bekannter Schriftsteller und sein Roman Der Golem ist auch heute noch ein Klassiker. Es spricht für sich, dass diese Übersetzung auch heute noch weiterhin gedruckt und verwendet wird.
Fazit: Ein Klassiker und das zu Recht. Aber kein Buch, das einen vor Begeisterung mitreißt. Sprachlich wunderbar, voller skurriler Gestalten und Situationskomik, dennoch meist vorhersehbar mit deutlichen Längen.