Essay aus dem Jahr 2021 im Fachbereich Romanistik - Fächerübergreifendes, Note: 1,7, Ludwig-Maximilians-Universität München (Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften), Veranstaltung: Der Körper des Gedichts, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Interaktion von Lyrik und Musik, von geschriebenem und gesungenem Wort, von Metrum und Takt steht im Fokus dieses Essays: Wie interpretiert Debussy das Sonett "Recueillement" von Baudelaire musikalisch? Lässt der Komponist womöglich nur Text und Stimme nebeneinanderher laufen oder geht er auf den Inhalt ein? Um diese Frage zu beantworten, erfolgt zunächst zum besseren Verständnis eine strukturelle Betrachtung des Gedichts. Dann wird die musikalische Wiedergabe der rhetorischen Figur Apostrophe untersucht und analysiert, wie Debussy das silbenzählende Metrum in musikalischen Takt umsetzt. Der Dichter Charles Baudelaire (1821–1867) und der Komponist Claude Debussy (1862–1918) sind sich im Leben zwar nicht begegnet, aber es gibt Berührungspunkte zwischen ihnen: Debussy hat das von Baudelaire verfasste Gedicht "Recueillement" circa 1889 als Vokalmusik vertont. Beide Künstler waren begeistert von Richard Wagners Opern-Kompositionen und haben sich von ihnen in ihrem Schaffen beeinflussen lassen. Bei Debussy findet man vor allem die von Wagner gerne genutzten chromatischen Tonfolgen wieder, die auch im Gesangsstück "Recueillement" hör- und sichtbar sind und dazu dienen, Gefühle wie beispielsweise Schmerz oder Liebe zum Ausdruck zu bringen. Sowohl Baudelaire als auch Debussy haben außerdem mit ihren Werken die Epoche der Romantik "entromantisiert" und modernisiert.