Wer sich beim regelmäßigen Fahren in Zug oder U-oder S-Bahnen vielleicht schon mal ein bisschen in jemanden verguckt hat, der kann die romantische Grundidee dieses Romans sicher ganz gut nachvollziehen.
Es geht um Daniel und Nadia, die fast jeden Morgen die gleiche U-Bahn in der Londoner Innenstadt
nehmen, nämlich die um 7:30 Uhr. Um Daniel ist es recht schnell geschehen, als er Nadia erblickt;…mehrWer sich beim regelmäßigen Fahren in Zug oder U-oder S-Bahnen vielleicht schon mal ein bisschen in jemanden verguckt hat, der kann die romantische Grundidee dieses Romans sicher ganz gut nachvollziehen.
Es geht um Daniel und Nadia, die fast jeden Morgen die gleiche U-Bahn in der Londoner Innenstadt nehmen, nämlich die um 7:30 Uhr. Um Daniel ist es recht schnell geschehen, als er Nadia erblickt; Nadia dagegen bemerkt nicht, dass a) es ihn gibt und b) er ein Auge auf sie geworfen hat. Da Ansprechen in der U-Bahn einen automatisch als Tourist (oder als Psychopath, wie die Autorin erklärt) outet, bleibt Daniel nur eins: in einer Zeitschrift schaltet er eine Anzeige, um Nadias Aufmerksamkeit zu erlangen. Das klappt auch, irgendwie zumindest, und fortan geschieht eine Situation nach der anderen, in der die beiden sich fast, aber eben nur fast, über den Weg laufen und sich kennenlernen. Ob das Hin und Her irgendwann doch noch zu einem "Hallo" führen wird?
Die Grundidee des Romans mochte ich sehr, die ersten Seiten konnten mich auch gut fangen und machten mich neugierig auf diese hippe Romantikgeschichte. Nur... war sie mir vielleicht einfach ein bisschen zu "hip". Ein bisschen zu "modern". Ich weiß nicht, der Funke dieser Geschichte wollte bei mir einfach nicht überspringen. Zum einen ist die Geschichte von Daniel und Nadia so im Heute verankert, dass einfach nichts ohne Social Media geht. Wer nichts mit Instagram, Twitter (und das sind ja noch die bekannteren), Tinder oder Hinge anfangen kann, der wird auch bei dieser Story hier irgendwann auf der Strecke bleiben. Alles muss geteilt, mitgeteilt, bewertet werden. Das mag zwar (leider) realistisch heute sein, aber es hilft nicht, ein echtes, realistisches Bild von beiden Hauptfiguren zu zeichnen. Wer sind sie, was mögen sie, was wollen sie?
Dazu sind Nadia und Daniel eben typische junge Londoner, deren Tag gefühlt nur aus Arbeit und einem Feierabend-Absacker danach besteht. Nur geht hier eben absolut nichts ohne Alkohol, könnte man glatt das Gefühl kriegen. Dem Trinken wird in der Story sehr zugesprochen, und so ging es in einigen Kapiteln einfach nur um Geplänkel unter Freunden in verschiedenen Bars - selbst unter der Woche an einem Werktag. Wenn sich Nadia schon am Montagabend so volllaufen lässt, dass sie total betrunken nach Hause kommt und am nächsten Morgen heillos verschläft, dann weckt das nicht unbedingt meine romantischen "Chick-Lit" Sympathien, sondern eher ein befremdliches Gefühl. Auch auf schöne London-Impressionen hatte ich gehofft, diese hier aber leider kaum gefunden.
Darüber hinaus fand ich schade, dass einfach zu wenig Gefühl in der ganzen Geschichte eingebaut war, zumindest zu wenig für eine Liebesgeschichte. Das leichte Verknalltsein nahm ich Daniel gerade noch ab, diese Schwärmerei, die er für Nadia entwickelt, wenn er sie morgens in der Bahn sieht. Aber zugleich war Nadia mir so ein fremder, ungreifbarer Charakter mit so wenig eigener Persönlichkeit, dass ich romantische Gefühle hier absolut nicht empfangen und auch nicht nachvollziehen konnte. Zwischen den beiden knistert es einfach nicht genug, was auch daran liegt, dass zwar viel passiert, aber eben nur oberflächlich. Die Wege der beiden kreuzen sich mehrfach zufällig, ohne dass beide das merken; aber es passiert de facto nichts und das wiederum hat eine dahinplätschernde Wirkung, ohne in die Tiefe zu gehen.
Wahrscheinlich habe ich ein bisschen mehr erwartet von dieser Story, die in ihrer Grundidee sehr nett ist, deren moderne, hippe, schnelllebige Umsetzung mir aber einfach zu oberflächlich und zu wenig gefühlsbetont erscheint.