Der Autor Matthias Bürgel, selbst Polizist, beginnt die Geschichte mit einem erschütternden Vorfall: Ein Amokfahrer rast auf einem Weihnachtsmarkt in Konstanz in eine Menschenmenge. Während die Polizei, mit Marius Bannert, die Ermittlungen aufnimmt, beginnt der Trauma-Therapeut und ehemalige
LKA-Beamte Falk Hagedorn, mit den Überlebenden in Gruppensitzungen zu arbeiten. Die Geschichte wechselt…mehrDer Autor Matthias Bürgel, selbst Polizist, beginnt die Geschichte mit einem erschütternden Vorfall: Ein Amokfahrer rast auf einem Weihnachtsmarkt in Konstanz in eine Menschenmenge. Während die Polizei, mit Marius Bannert, die Ermittlungen aufnimmt, beginnt der Trauma-Therapeut und ehemalige LKA-Beamte Falk Hagedorn, mit den Überlebenden in Gruppensitzungen zu arbeiten. Die Geschichte wechselt zwischen verschiedenen Perspektiven und Zeitpunkten, darunter Hagedorn, Bannert, Nadine Adler, der Bürgermeister und der Täter.
COVER
Das Cover von „Deine größte Angst“ passt optisch gut zu den vorherigen Bänden und ist direkt wiederzuerkennen.
THEMATIK UND HANDLUNG
Die Thematik des Amoklaufs auf einem Weihnachtsmarkt ist schockierend aktuell und emotional aufwühlend. Matthias Bürgel gelingt es, die Brutalität des Anschlags in eindringlichen, manchmal erschütternden Details zu schildern. Als Leser bzw. Leserin fühlt man sich mitten in die Szenen hineingezogen, was das Geschehen sehr plastisch und nahegehend macht.
Trotz der brisanten Thematik bleibt die Spannung leider stellenweise auf der Strecke. Die Geschichte verläuft in recht vorhersehbaren Bahnen, ohne Raum für Spekulationen oder größere Wendungen. Die zahlreichen Perspektivwechsel zwischen den Figuren bringen zwar interessante Einblicke, lassen die Charaktere aber oft eher oberflächlich erscheinen. Vor allem Falk Hagedorn bleibt präsent - nur leider nicht nur positiv.
CHARAKTERE
Falk Hagedorn ist ein vielschichtiger Charakter, der jedoch nicht unbedingt Sympathiepunkte sammelt. Als Therapeut erscheint er oft überfordert, traumatisiert und unprofessionell, was dazu führt, dass er sich mehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt als mit denen der Überlebenden. Diese Selbstbezogenheit und sein gelegentlich irrationales Verhalten lassen ihn als Therapeut nicht glaubwürdig wirken. Seine mürrische Art erscheint zudem recht klischeebehaftet. Hagedorns abfällige Gedanken und Kommentare über Frauen, insbesondere eine junge Überlebende, wirken störend und tragen nicht zur Tiefe der Geschichte bei.
Das Motiv des Täters ist originell und glaubwürdig recherchiert. Leider wird das Motiv und die weiteren Absichten des Täters jedoch früh preisgegeben, wodurch der Spannungsbogen deutlich abgeschwächt wird. Auch der Versuch, ihn durch Hinweise wie „Der Täter ist näher, als du denkst“ mysteriöser wirken zu lassen, scheitert, da die Enthüllung schnell zu offensichtlich wird.
SCHREIBSTIL
Matthias Bürgel schreibt flüssig, gut lesbar und mit kurzen Kapiteln, sodass sich das Buch schnell lesen lässt. Besonders die realistische Darstellung der Polizeiarbeit ist eine Stärke des Autors, was nicht überraschend ist, da er selbst Polizist ist.
Der Leser bzw. die Leserin wird jedoch rasch mit einer Vielzahl von Namen bekannt gemacht, ohne wirklich in die Tiefe zu gehen, was es schwer macht, eine Bindung zu ihnen aufzubauen. Weniger Figuren und dafür intensivere Charakterzeichnungen, insbesondere bei den Überlebenden, hätten hier mehr Tiefe gebracht.
Auch die Dialoge und Monologe bleiben oberflächlich. Besonders die untereinander gleich klingenden Gespräche während der Therapiesitzungen wirken künstlich. Die Figuren berichten in langen, eintönigen und austauschbaren Monologen ihre Gedanken, Eindrücke und Unterhaltungen vom Tag der Tat und der Tat selbst, was oft wie ein stures „Sagen statt Zeigen“ wirkt und dadurch die Authentizität der Szenen schwächt. In den Monologen werden die erlebte Dialoge vom Tag der Tat wie in einer Theateraufführung Wort für Wort nachgesprochen, was unrealistisch wirkt.
FAZIT
„Deine größte Angst“ greift eine emotionale und aktuelle Thematik auf und beginnt vielversprechend, schwächelt jedoch in der Umsetzung. Die Charaktere bleiben flach, und die Handlung verläuft linear. Falk Hagedorn ist schwer zugänglich und als Therapeut nicht überzeugend, was es schwierig macht, mit ihm mitzufühlen. Trotz der Stärken, wie der realistischen Polizeiarbeit und der aktuellen Thematik, bleibt die Spannung für mich aus. Für Fans der Reihe bietet das Buch jedoch sicherlich einen soliden Abschluss.