Oft wird heute in Debatten über westliche Werte behauptet, das Christentum habe den Weg zur Demokratie gebahnt, während der Islam aus sich heraus nicht demokratiefähig sei. Beides ist fragwürdig. Christliche Kirchen haben sich die längste Zeit ihrer Existenz bestens mit Monarchien und autoritären Staatsformen arrangiert, und die Evangelische Kirche in Deutschland hat sich erst 1985 nach langem Ringen in einer Denkschrift offiziell zur westdeutschen Demokratie bekannt. Islamische Verbände legen in Deutschland und anderen westlichen Staaten ihr Bekenntnis zur Demokratie des Landes ab, in dem ihre Mitglieder zuhause sind. Es scheint, dass Religionen ihr positives Verhältnis zur Demokratie dort finden, wo staatliche Instanzen zuvor eine solche installiert haben. Dabei sichert die freiheitliche Demokratie den Menschen die freie Ausübung ihrer Religion besser zu als manch andere Staatsform. Doch auch demokratische Gesellschaften bedürfen der Rückbesinnung auf religiöse Orientierung. Im Frühjahr 2018 fand in der Akademie Theologie des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein eine Vortragsreihe zum Thema "Demokratie und Religion" statt. Mit diesem Buch werden die Vorträge einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
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