Bachelorarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Kunst - Kunstgeschichte, Note: 1,0, Universität Potsdam, Sprache: Deutsch, Abstract: 1.1 Thema, Fragestellung und Vorgehen Am Anfang der griechischen Geschichtsschreibung steht Herodot (ca. 485-424)1. In seinen neun Büchern umfassenden ‚Historien’ schildert der „pater historiae“2 den Konflikt zwischen Griechen und Persern, der sich im Verlauf der Erzählung zu einem offenen Krieg entwickelt. Daneben lässt der antike Autor zahlreiche Exkurse über die geo- und ethnografische Vielfalt der ihm bekannten Welt einfließen. Unzählige Gelehrte haben sich seit ihrer Veröffentlichung, zwischen 430 und 425 v. Chr. in Athen3, der Exegese dieser zentralen Quelle der griechischen Antike gewidmet. Gefangen in den Schranken ihrer „hermeneutischen Situation“4 stellte jede Generation ihre spezifischen Fragen an den Text und verband in ihrem Streben nach „Wahrheit“ die antike Überlieferung auf diese Weise unausweichlich mit den Problemen ihrer Zeit. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht mit Oskar Kokoschkas (1896-1980) Triptychon ‚Thermopylae’ eine visuelle Interpretation der antiken Überlieferung, die im Jahr 1954 unter dem Eindruck des Kalten Krieges im schweizerischen Villeneuve entstand. Der Maler greift darin die von Herodot im siebenten und achten Buch seiner Erzählungen geschilderten Ereignisse um die Schlacht an den Thermopylen und die persische Eroberung Athens auf und verleiht ihnen durch das Medium des Bildes auf einer Fläche von 2,25 x 8,00 m monumentalen Ausdruck. Auffällig ist die antithetische Struktur des eigens für die Hamburger Universität angefertigten Triptychons. Insbesondere bei der Darstellung von Personen und Personengruppen tritt sie deutlich hervor. Es gilt daher danach zu Fragen, wie Kokoschka Griechen und Perser in seinem Triptychon abgebildet hat, inwiefern er dabei von der Darstellung bei Herodot abgewichen ist und welche politische Botschaft er dadurch transportieren wollte. [...] _____ 1 Über das genaue Geburtsjahr Herodots herrscht nach wie vor Uneinigkeit, vgl. u.a. Meier, M.: s.v. Herodotos, in: DNP, Bd. 5, 1998, Sp. 469-475, Sp. 469. 2 Cic. de. leg. I, 1,5. 3 Vgl. Bichler, R./Rollinger, R.: Herodot, (=Studienbücher Antike, Bd. 3), Hildesheim 2000, S. 13. 4 Gadamer, H.-G.: Was ist Wahrheit?, in: Ders.: Wahrheit und Methode. Ergänzungen. Register, (=Gesammelte Werke, Bd. 2: Hermeneutik II), Tübingen 1986, S. 44-56, S. 51.