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Auch 75 Jahre nach dem gescheiterten Attentat und Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 beschäftigen uns die Ereignisse Im Zentrum der historischen Ereignisse vom 20. Juli 1944 in Berlin steht der Bendlerblock, damals Sitz des Befehlshabers des Ersatzheeres. Der Band zeichnet die politische Geschichte dieses Gebäudekomplexes (u. a. Reichsmarineamt, Reichswehrministerium, Allgemeines Heeresamt) nach, bevor er sich der hier betriebenen Staatsstreichplanung um Claus Schenk Graf von Stauffenberg seit dem Herbst 1943 widmet. Detailliert werden die konkreten Vorbereitungen im Juli 1944, der Fehlalarm vom…mehr

Produktbeschreibung
Auch 75 Jahre nach dem gescheiterten Attentat und Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 beschäftigen uns die Ereignisse Im Zentrum der historischen Ereignisse vom 20. Juli 1944 in Berlin steht der Bendlerblock, damals Sitz des Befehlshabers des Ersatzheeres. Der Band zeichnet die politische Geschichte dieses Gebäudekomplexes (u. a. Reichsmarineamt, Reichswehrministerium, Allgemeines Heeresamt) nach, bevor er sich der hier betriebenen Staatsstreichplanung um Claus Schenk Graf von Stauffenberg seit dem Herbst 1943 widmet. Detailliert werden die konkreten Vorbereitungen im Juli 1944, der Fehlalarm vom 15. Juli 1944 und schließlich der Umsturzversuch selbst am 20. Juli 1944 nachgezeichnet. Mit der Erschießung Stauffenbergs und seiner Mitverschworenen im Hof des Bendlerblocks in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1944 endete dieser Versuch der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus. Der Band ergänzt das ebenfalls im Lukas Verlag erschienene Buch von Johannes Tuchel und Uwe Neumärker »Der 20. Juli 1944 im ›Führerhauptquartier Wolfschanze‹«.
Autorenporträt
Johannes Tuchel ist Leiter der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der "Bendlerblock" spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte des Attentatsversuchs auf Hitler am 20. Juli 1944, so viel ist für Kritiker Knud von Harbou klar. Von hier aus versuchten Oberst Graf von Stauffenberg und seine Mitverschwörer, die NS-Diktatur zu stürzen und wurden dort in selbiger Nacht erschossen. Wenig aber weiß man über die politische Geschichte des Gebäudes. Diese nimmt nun Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Christin Sandow, in einer detaillierten Rekonstruktion in den Blick und schließt so eine Lücke. Harbou kann an der anschaulichen Darstellung außerdem gut nachvollziehen, wie die Planungen für das Stauffenberg-Attentat fortschreiten konnten. Vor allem interessant ist, dass Tuchel vermehrt auf die Aussagen überlebender Beteiligter zurückgreift, die die Ereignisse zum Teil recht unterschiedlich wiedergeben, aber einen Eindruck der Atmosphäre am 20. Juli schaffen. Ein "unverzichtbares" Buch über diesen Teil deutscher Geschichte, resümiert er.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.09.2024

Zentrale des Widerstands
Der Bendlerblock ist eng mit dem Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 verbunden.
Christin Sandow und Johannes Tuchel haben den Tag akribisch rekonstruiert.
Die Zentrale des Oberkommandos des Heeres in der Berliner Bendlerstraße (heute Stauffenbergstraße) rückt immer wieder an Erinnerungstagen oder bei Erzählungen über die Geschichte des Widerstands vom 20. Juli 1944 in den Vordergrund, wenig aber weiß man über die politische Geschichte dieses Gebäudekomplexes, welches früher das Reichsmarineamt, Reichswehrministerium (später Reichskriegsministerium), Allgemeines Heeresamt beheimatet hatte. Der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Johannes Tuchel, erschloss nun mit seiner Mitarbeiterin Christin Sandow akribisch alles Politische über diesen Komplex bis hin zum gescheiterten Umsturzversuch 1944. Dieser Baustein fehlte bislang.
Anders als man vermuten könnte, lebt diese Darstellung aus der Perspektive des Bendlerblocks als Dreh- und Angelpunkt militärischen Handelns. So findet man etwa genau den Speisesaal der Wohnung des Chefs der Heeresleitung, in der Adolf Hitler am Abend des 3. Februar 1933 in einer zweieinhalbstündigen Rede vor mehr als 20 Befehlshabern widerspruchslos die Grundlinien seiner imperialistischen Politik darlegte. Anschaulich unterlegt Tuchel dies mit prägnanten Erläuterungen, sodass der jeweilige historische Hintergrund jederzeit abrufbar ist. Der Bendlerblock war mit seinen Befehlsständen das militärische Zentrum im NS-Deutschland. Im Allgemeinen Heeresamt wurden 1943 aber auch die Befehlsketten erarbeitet, die Voraussetzung für den „Walküre-Befehl“ zum Staatsstreich werden sollten. Henning von Tresckow präzisierte diese noch im Laufe des Jahres, gleichzeitig erfuhr die Umsturzplanung durch Claus Schenk Graf von Stauffenbergs Ernennung zum Stabschef des Heeresamts eine zusätzliche Dynamik. So kulminierten die Ereignisse um den Putsch herum auch im Bendlerblock, zumal die Spitze des Ersatzheeres, das für das Gelingen des Staatsstreichs unabdingbar war, hier seinen Befehlsstand hatte. Neu an dem Buch ist der Rückgriff möglichst auf Primärquellen, also die wenigen Aussagen überlebender Beteiligter, obwohl diese zuweilen erheblich differieren. Tuchel nimmt dies in Kauf, um möglichst unmittelbar die Atmosphäre der wenigen Tage um den 20. Juli herum zu schildern. Unter Primärquellen subsumiert er auch die Ermittlungsberichte der etwa 400-köpfigen Sonderkommission „20. Juli“ des Reichssicherheitshauptamtes und die nur in geringer Zahl erhaltenen Akten der Prozesse vor dem Volksgerichtshof.
Sehr griffig wird die Vorgeschichte des 20. Juli referiert, all die Situationen, aus denen die Attentäter Hoffnung schöpfen konnten, Hitler zu beseitigen, und immer wieder resignieren mussten angesichts nicht steuerbarer Umstände wie bei den Versuchen am Obersalzberg/Schloss Kleßheim Anfang und Mitte Juli im ostpreußischen Führerhauptquartier „Wolfsschanze“. Ergänzt werden diese verpassten Chancen durch Abdruck der Ermittlungsakten der Sonderkommission, aber auch persönliche Dokumente wie Stauffenbergs „Schwur“ vom 4. Juli 1944, die Grundlage seines politischen Selbstverständnisses nach Beseitigung des Nationalsozialismus. Minutiös werden alle Abläufe dokumentiert, auch nicht unmittelbar am Tatgeschehen involvierte Mitverschwörer erhalten ein Gesicht, abgedruckte Zeugenaussagen und eine Fülle wenig bekannter Bilder vermitteln eine neue Dynamik des 20. Juli.
Diese Monografie ist ein unverzichtbares Handbuch über den deutschen Widerstand und als solches ein bleibendes Dokument.
KNUD VON HARBOU
Christin Sandow,
Johannes Tuchel:
Der 20. Juli 1944 in Berlin. Lukas-Verlag, Berlin 2024. 419 Seiten, 230 Abbildungen, 24,90 Euro.
Was vom Dritten Reich übrig blieb: der Marschall der Sowjetunion Georgi Shukow (links) bei einer Besichtigung im Hof des Bendlerblocks im Mai 1945.
Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand
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