Mit dem Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618 begann der Dreißigjährige Krieg und endete erst mit dem Westfälischen Frieden 1648. Historiker sind sich einig, dass der Dreißigjährige Krieg einer der verheerendsten Kriege in der europäischen Geschichte war.
Eines der wichtigsten literarischen
Zeugnisse dieser schrecklichen Ereignisse ist „Der abenteuerliche Simplicissimus“ von Hans Jacob Christoph…mehrMit dem Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618 begann der Dreißigjährige Krieg und endete erst mit dem Westfälischen Frieden 1648. Historiker sind sich einig, dass der Dreißigjährige Krieg einer der verheerendsten Kriege in der europäischen Geschichte war.
Eines der wichtigsten literarischen Zeugnisse dieser schrecklichen Ereignisse ist „Der abenteuerliche Simplicissimus“ von Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen (1621-1676), obwohl der Schelmenroman erst 1668, also zwanzig Jahre nach Kriegsende, unter dem Pseudonym German Schleifheim von Sulsfort erschien. Der erste Abenteuerroman der deutschen Sprache gehört noch heute vielfach zur Schullektüre. Das Werk beschreibt den Lebensweg von Melchior Sternfels von Fuchshaim, der als Kind von Soldaten verschleppt wird und es schließlich bis zum Offizier schafft. Mit den soldatischen Erfahrungen, mit den Beschreibungen der Kriegsgräuel, aber auch mit satirischen Übertreibungen versuchte Grimmelshausen eine literarische Aufarbeitung dieser schrecklichen Zeit. Das Werk ist voller blutiger Abenteuer, wuchernder Phantasie und trostloser Realität.
In fünf Büchern werden die wichtigsten Lebensstationen von Melchior Sternfeld von Fuchshaim erzählt. In der 2. Ausgabe hatte der Autor dann noch einen sechsten Fortset-zungsband „Continuatio“ hinzugefügt, in dem sich Simplicissimus als Pilger und Einsiedler durch die Welt schlägt.
Für den heutigen Leser ist die Barocksprache aber etwas schwer verständlich, daher gibt es zahlreiche Übersetzungen. Im Reclam Verlag ist der vollständige „Simplicissimus“ - anlässlich „400 Jahre Dreißigjähriger Krieg“ - in der Originalsprache erschienen, die einen authentischen Leseeindruck vermittelt. Ausführliche Wort- und Sacherläuterungen geben dem Leser aber wichtige Hinweise. Sehr informationsreich ist auch die umfangreiche „Einführung in die Lektüre des Simplicissimus“ von dem Herausgeber und Literaturwissenschaftler Dirk Niefanger (immerhin knapp 70 Seiten), der auch auf die verschiedenen Aspekte des Romans eingeht. Eine ansprechende Reclam-Ausgabe mit festem Einband.