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Die Republik Belarus oder Weißrussland, wie das Land zwischen Polen und Moskau hierzulande immer noch genannt wird, ist neben Moldau der wohl unbekannteste Staat Europas. Ein Staat, dessen komplexe, zutiefst europäische Geschichte und Kultur nur Eingeweihten bekannt sein dürften. Dank des infamen Präsidenten Aleksandr Lukaschenka, der seit 1994 die postsowjetische Republik mit harter Hand regiert, hat es Belarus zu einer gewissen Bekanntheit in den westlichen Medien gebracht. Der weißrussische Philosoph Valentin Akudowitsch hat 2007 einen Essay veröffentlicht, in dem er schwungvoll erörtert, warum sich in seiner Heimat das ethnokulturelle Modell bis heute nicht durchsetzte und wohl auch nicht durchsetzen wird. Für die Nationalen war dieser Essay ein Schlag ins Gesicht. Denn Akudowitsch nahm ihnen den romantischen Traum von einer ethnisch weißrussischen, dem Westen und der liberalen Demokratie zugeneigten Nation. Stattdessen postulierte er, dass die staatliche Zukunft seiner durch Brüche und Katastrophen geprägten Heimat nur auf dem Sozialen aufbauen könne - mit einer Nation als einer "Zivilgesellschaft aller Staatsbürger". Dieser Essay ist nun in einer gekürzten Version erschienen. Akudowitschs mit Verve vorgetragene Hypothesen haben durchaus ihre Schwächen, da sie sich vor allem auf Geschichts- und Kulturfragen beschränken. Für den Leser, der mit Belarus nicht vertraut ist, dürfte der Text den Blick in einen der spannendsten Kulturräume öffnen, die Europa zu bieten hat. (Valentin Akudowitsch: "Der Abwesenheitscode". Versuch, Weißrussland zu verstehen". Suhrkamp Verlag, Berlin 2013. 204 S., br., 15,- [Euro].)
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
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