Mit viel Herz und Verstand geht die Heimat-Heidi zur Sache, denn sie ist eine schone Wirtin voller Tatendrang, die ihren Gasten und Mitmenschen jederzeit hilfreich zur Seite steht. Unterstutzt, wenn auch nicht unbedingt immer in ihrem Sinne, wird Heidi dabei von ihrer nicht ganz volljahrigen Tochter Steffi, einem feschen Madel mit losem Mundwerk, und ihrer Mutter Luise, die keineswegs gewillt ist, kurzerzutreten und Heidi mit der Leitung des Bergerhofs alleinzulassen. Fur schwungvollen, heiteren Familienzundstoff ist also bei aller Herzenswarme unserer Titelheldin jederzeit gesorgt!"e;Du, Luise, schau mal wer da kommt."e; Die Berger-Heidi zeigte mit einer Kopfbewegung aus dem Fenster. Luise, die Seniorwirtin des Bergerhofs tat einen Schritt zur Seite und sah hinaus. Ein alter Mann kam mit schweren Schritten einen schmalen Pfad herunter, seine Sachen waren abgetragen und er selbst wirkte eher verwahrlost. "e;Ja Herrschaftseiten, der Flori"e;, murmelte Luise. Es war halb zehn am Vormittag und sie war mit ihrer Schwiegertochter Heidi in der Kche des Bergerhofs, um das Mittagessen vorzubereiten, zu dem sie heute mehr Gste als sonst erwarteten. "e;Er schaut net besonders gut aus"e;, sagte Heidi, "e;soll ich mal nach ihm schauen?"e; "e;Nein, la mal"e;, antwortete Luise, "e;das mach' ich schon."e; Dann wischte sie sich die Hnde an einem Tuch ab und verlie die Kche, um den alten Mann in Empfang zu nehmen. Florian Winderdaler war vor einem Monat zweiundachtzig geworden, war jahrelang Senn auf der Bragner-Alm gewesen und seit zwei Jahren zog er von Hof zu Hof, um ein Dach ber dem Kopf zu haben und etwas zu essen zu bekommen. Bis zu seinem achtzigsten Lebensjahr war er jeden Sommer auf der Alm gewesen, hatte dort seinen Dienst getan, um im Winter hinunter zu seinem Bauern auf den Bragner-Hof zu gehen und dort auszuharren, bis der nchste Sommer kam. Whrend dieser Zeit hatte der Flori auf dem Hof stets kleinere Arbeiten erledigt. Bis der Bragner-Andi den Hof bernommen und Flori Winderdalers Art der berwinterung unterbunden hatte. "e;Du bist jetzt zu alt"e;, hatte er gesagt, "e;such bei der Gemeinde an, da du einen Platz im Heim bekommst."e; Der Flori hatte sich geschmt, als er bei der Gemeinde nach einem Heimplatz fragen sollte, weil jeder Senn bei dem Bauern, fr den er jahrelang gearbeitet hatte, ein lebenslanges Einsitzrecht auf dem Hof hatte, das war ungeschriebenes Gesetz und galt gleichermaen fr Magd und Knecht. Nur fr den Bragner-Andi schien das nicht zu gelten.
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