Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Geschichte Europas - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 1,0, Justus-Liebig-Universität Gießen (Geschichts- und Kulturwissenschaften - Historisches Institut), Veranstaltung: Der Amerikanische Bürgerkrieg, Sprache: Deutsch, Abstract: Die meisten Kriegsfilme des 20. Jahrhunderts haben sich mit zeitgenössischen Konflikten beschäftigt. Diese Tatsache liegt in der besonderen Wirkungsweise von Kinofilmen begründet. So findet die eigentliche Handlung nicht auf der Leinwand, sondern im Kopf der Zuschauer statt. Die Erinnerungen, Lebensbilder und Gefühle jedes Einzelnen werden durch die fiktionalen Projektionen ganz individuell angesprochen. Da der Mensch in der Regel nicht völlig isoliert lebt, werden seine Erinnerungen und Bewusstseinslagen auch von der ihn umgebenden Gesellschaft geprägt. Dabei wird er mehr oder weniger gezwungen, gewisse Selbstverständnisse anzunehmen. Ebenso wie einzelne Personen durch persönliche Erlebnisse geprägt werden können, gehen auch historische Ereignisse nicht spurlos an den sie betreffenden Gesellschaften vorbei. Dies ist vor allem für kriegerische Konflikte zu konstatieren, welche den Menschen und seine Gesellschaft bis zur äußersten Konsequenz, der völligen Vernichtung, führen können. Doch bedürfen auch diese existentiellen Erfahrungen der stetigen Pflege und Weitergabe an die nachfolgende Generation, da der Mensch vergesslich und schließlich auch sterblich ist. Trotzdem gehen diese Erfahrungswerte je nach Intensität der Kriege mit der Zeit verloren. Dieser Feststellung scheint jedoch der Amerikanische Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 auf den ersten Blick zu wiedersprechen. Immer wieder wurde der Konflikt in großen Filmproduktionen aus Hollywood verarbeitet, obwohl die Kampfhandlungen in der Frühzeit des Kinos um die Jahrhundertwende bereits mehr als 35 Jahre zurücklagen. Genauso überraschend ist es, dass die Filme zu diesem Konflikt stets Zuschauer fanden, welche bereitwillig in die Kinos strömten. Doch muss man sich stets vergegenwärtigen, dass es nicht dieselben Menschen waren, welche immer wieder in die Kinos gingen, um sich mit dem Bürgerkrieg zu beschäftigen. Die Zuschauer und auch die Produzenten der Filme unterschieden sich von ihrer Vorgängergeneration zumeist total in ihren gemeinsamen Erfahrungswerten und Wüschen. Gleichwohl war es immer wieder der Bürgerkrieg, auf den sie ihre Vorstellungen projizierten. Die zentrale Fragestellung dieser Hauptseminarsarbeit lautet daher, auf welche Weise sich Hollywood mit dem Konflikt von 1861 bis 1865 beschäftigt hat? Welche gesellschaftlichen Vorstellungen haben sich in den unterschiedlichen Dekaden des Bruderkrieges bedient, um ihren Weg in die Köpfe der Zuschauer zu finden?