Die Besonderheit dieser ersten umfassenden Monographie zur Geschichte und Problematik des Ökosystems 'Aralsee' liegt in deren multidisziplinärer Betrachtungsweise. Die Spannbreite reicht dabei von der Erläuterung der geologischen Entstehung des Aralbeckens über dessen Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte bis hin zur Beschreibung der ökosystemaren Zusammenhänge und deren massive, durch Zivilisation und Ökonomie verursachten Beeinträchtigungen. Neben den Ursachen und Mechanismen, die zu dieser bisher größten durch den Menschen ausgelösten ökologischen Krise führten, gehen die Autoren auch auf die sich daraus ableitbaren Konsequenzen sowie mögliche Gegenmaßnahmen ein.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.1997Aralsee - die Geschichte eines ökologischen Dramas
Am Ufer des Aralsees, wo vor wenigen Jahrzehnten noch Zehntausende Tonnen Zander, Seebarben, Störe und Heringe angelandet und in der nahe gelegenen Fischkonservenfabrik von Muinak verarbeitet wurden, breitet sich heute eine Sandwüste aus. Die sichelförmigen Wanderdünen lassen erkennen, daß an diesen Stellen des einst viertgrößten Süßwassersees der Erde schon lange kein Wasser mehr fließt. Der Aralsee trocknet aus. Und er droht als erstes großes Gewässer völlig zu verschwinden, weil Menschen ihn rücksichtslos ausbeuteten. Dabei nahm das Abendland von dem einstmals gigantischen Süßwassersee, der größer ist als manches Land, bis ins 17. Jahrhundert nicht einmal Notiz. Im Jahre 1960 war die Wasserfläche südlich des Urals nochfast 68000 Quadratkilometer groß. Über 40000 Tonnen Fisch wurden damals gefangen. Mehr als dreißig Jahre später ist der Wasserstand um fast fünfzehn Meter gesunken, ein Drittel der Fläche verlandet und Fischfang nicht mehr möglich. Schuld daran sind riesige Dämme und Kanäle, die das Wasser der beiden Hauptzuflüsse Amu-Darja und Syr-Darja umleiten und für die Bewässerung der umliegenden Regionen nutzbar machen sollen. Große Mengen Abwasser, die oft hochgradig mit Pestiziden belastet sind, fließen stattdessen zurück in den See. Das Drama war vorherzusehen, davon sind jedenfalls die beiden französischen Autoren des Buches "Der Aralsee" überzeugt. Kaum jemand kennt die komplexe Geschichte und die schwierige Situation der Region so gut wie der Biogeochemiker Létolle und die Geographin Mainguet. Die beiden Wissenschaftler konnten einige vorher nicht gekannte Austrocknungsphasen des Sees nachweisen. Ihre zum großen Teil spannenden, von Matthias Reichmuth übersetzten Berichte enthalten alle Informationen, die man zum Verständnis dieses modernen Ökodramas braucht. Daß es zumindest für die Menschen in der Region so schlimm wie befürchtet nicht enden muß, zeigen die zahlreichen Vorschläge in den letzten Kapiteln des Buches. Ob diese allerdings zum gewünschten Ergebnis führen, so schließen die französischen Autoren, hängt davon ab, ob "das Geld von den Politikern sinnvoll verwendet wird und nicht in die Kanäle der allgemeinen Bestechung gerät". (Das Buch "Der Aralsee - Eine ökologische Katastrophe" von René Létolle und Monique Mainguet ist im Springer-Verlag, Berlin 1996, erschienen. Es hat 530 Seiten und kostet 88 Mark.) jom
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Am Ufer des Aralsees, wo vor wenigen Jahrzehnten noch Zehntausende Tonnen Zander, Seebarben, Störe und Heringe angelandet und in der nahe gelegenen Fischkonservenfabrik von Muinak verarbeitet wurden, breitet sich heute eine Sandwüste aus. Die sichelförmigen Wanderdünen lassen erkennen, daß an diesen Stellen des einst viertgrößten Süßwassersees der Erde schon lange kein Wasser mehr fließt. Der Aralsee trocknet aus. Und er droht als erstes großes Gewässer völlig zu verschwinden, weil Menschen ihn rücksichtslos ausbeuteten. Dabei nahm das Abendland von dem einstmals gigantischen Süßwassersee, der größer ist als manches Land, bis ins 17. Jahrhundert nicht einmal Notiz. Im Jahre 1960 war die Wasserfläche südlich des Urals nochfast 68000 Quadratkilometer groß. Über 40000 Tonnen Fisch wurden damals gefangen. Mehr als dreißig Jahre später ist der Wasserstand um fast fünfzehn Meter gesunken, ein Drittel der Fläche verlandet und Fischfang nicht mehr möglich. Schuld daran sind riesige Dämme und Kanäle, die das Wasser der beiden Hauptzuflüsse Amu-Darja und Syr-Darja umleiten und für die Bewässerung der umliegenden Regionen nutzbar machen sollen. Große Mengen Abwasser, die oft hochgradig mit Pestiziden belastet sind, fließen stattdessen zurück in den See. Das Drama war vorherzusehen, davon sind jedenfalls die beiden französischen Autoren des Buches "Der Aralsee" überzeugt. Kaum jemand kennt die komplexe Geschichte und die schwierige Situation der Region so gut wie der Biogeochemiker Létolle und die Geographin Mainguet. Die beiden Wissenschaftler konnten einige vorher nicht gekannte Austrocknungsphasen des Sees nachweisen. Ihre zum großen Teil spannenden, von Matthias Reichmuth übersetzten Berichte enthalten alle Informationen, die man zum Verständnis dieses modernen Ökodramas braucht. Daß es zumindest für die Menschen in der Region so schlimm wie befürchtet nicht enden muß, zeigen die zahlreichen Vorschläge in den letzten Kapiteln des Buches. Ob diese allerdings zum gewünschten Ergebnis führen, so schließen die französischen Autoren, hängt davon ab, ob "das Geld von den Politikern sinnvoll verwendet wird und nicht in die Kanäle der allgemeinen Bestechung gerät". (Das Buch "Der Aralsee - Eine ökologische Katastrophe" von René Létolle und Monique Mainguet ist im Springer-Verlag, Berlin 1996, erschienen. Es hat 530 Seiten und kostet 88 Mark.) jom
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"Das Buch ist mit vielen Abbildungen, Karten, Diagrammen und Tabellen ausgestattet. Es bietet eine Fülle an Informations- und Arbeitsmaterial über ein bis in die jüngste Zeit hinein nur schwer zugängliches Gebiet. Die Autoren vermitteln eine ausgezeichnete Vorstellung von der ablaufenden Entwicklungsproblematik. Das Buch ist sehr zu empfehlen..."
(Geographische Rundschau)
(Geographische Rundschau)