Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Literaturgeschichte, Epochen, Note: 2,0, Universität Münster (Germanistisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: CHRISTIAN FÜRCHTEGOTT GELLERT (1715 – 1769) war auf verschiedenen literarischen Gebieten tätig. So war GELLERT nicht nur Verfasser von Fabeln, geistlichen Liedern, Komödiendichter und Erzählungen, sondern war auch Brieftheoretiker, der mit seiner Brieflehre großen Einfluss auf die Briefästhetik und Briefkultur im 18. Jahrhundert hatte. 1751, im so genannten „Drei-Briefsteller-Jahr“, erfuhr die deutsche Briefkultur eine große Reform, die von drei unabhängig voneinander erschienenen Schriften JOHANN CHRISTOPH STOCKHAUSENS, JOHANN WILHELM SCHAUBERTS und eben CHRISTIAN FÜRCHTEGOTT GELLERTS eingeleitet wurde. Die Schriften publizierten allesamt Anweisungen wie gute Briefe zu verfassen seien und forderten ein neues Ideal der „schönen Natürlichkeit“ und der „Lebhaftigkeit“ (s. REINLEIN, S. 95). GELLERTS Schriften müssen gleichsam als Fortsetzung seines Briefromans „Leben der schwedischen Gräfin von G***“ (1746) und als Zusammenfassung seiner Ansichten zur Stil- und Geschmacksreform gesehen werden. Er hatte mit seiner Brieflehre die Intention, eine Anleitung zum Verlernen der traditionellen Rhetorik zu geben und die Sprache des gemeinen Lebens im Brief zu vermitteln. GELLERT verfasste als wichtigster Wegbereiter auf dem Gebiet der Briefsteller im Jahr 1742 die „Belustigungen des Verstandes und des Witzes“ mit den darin enthaltenen „Gedancken von einem guten deutschen Briefe, an den Herrn F. H. v. W.“ sowie im Jahr 1751 die „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in den Briefen“, in denen er unter anderem die kanzlistischen Briefmuster mit starrem Aufbau und juristisch-notariellen Wendungen sowie den so genannten galanten Briefstil, der rhetorisch überformt und gekünstelt wirkte, kritisierte. GELLERTS brieftheoretische Überlegungen, die er durch Briefwechsel sowie in Vorlesungen verbreitete, bezogen sich insbesondere auf den personalen und interaktionsnahen Briefaustausch. GELLERT berief sich in seiner Lehre nicht etwa auf prosaische, sondern auf alltägliche Briefe, die mit Emotionen in Verbindung gebracht werden konnten (Bsp.: Trauer, Anteilnahme, Freundschaft, Liebe). Diese Briefe...