Souverän und facettenreich schildert Kathryn Lomas die römische Geschichte von den allerersten Anfängen bis zum Beginn der Punischen Kriege. Glänzend gelingt es ihr, diese Geschichte in ihrer Besonderheit verständlich zu machen, und sie gibt überraschende Antworten auf die historische Frage aller Fragen: Wie und warum gelang einer kleinen Stadt der erstaunliche, in keiner Weise vorgezeichnete Aufstieg zur Weltmacht? In der späten Eisenzeit war Rom eine kleine Ansammlung von Hütten auf einigen Hügeln am Tiber. Im 3. Jahrhundert v. Chr. war es bereits eine große and mächtige Stadt mit monumentalen Tempeln und öffentlichen Gebäuden. Rom hatte ganz Italien erobert, schickte sich an, ein Weltreich zu errichten. Aber wie und mit welchen Mitteln gelang den Römern diese weltgeschichtlich bedeutsame Leistung? Wie verwandelte sich eine Ansammlung von Dörfern in eine Weltstadt? Kathryn Lomas schildert die Geschichte und Entwicklung Roms von den mythischen Anfängen bis zu dem Beginn der Kriege mit Karthago, zeigt, wie die Römer ihre Herrschaft errichteten und wie sie Italien sich unterwarfen. Rom unterschied sich in wichtigen Punkten von seinen Nachbarn, zumal in den neuartigen Beziehungen zu anderen Staaten. Auf beeindruckende Weise gelingt es der Autorin, die Welt der Römer und ihrer Nachbarn in allen Facetten darzustellen (Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Militär). Das ebenso differenzierte wie lebensnahe Panorama einer der aufregendsten Epochen der Weltgeschichte, die bis in unsere Gegenwart nachwirkt. "Lomas' klare Sprache und ihr brandaktuelles archäologisches Wissen sind genau die richtige Kombination, um die faszinierende Geschichte des Aufstiegs Roms zur Weltmacht zu beleuchten." Christopher Smith, St Andrews
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.10.2019Eine gut organisierte Beutegemeinschaft
Die Karriere des Warlords Mastarna: Kathryn Lomas sucht die Ursprünge der römischen Weltmacht.
Wer an der Südwestecke des Kapitolshügels, schräg gegenüber vom Haus des Cola di Rienzo, das Ausgrabungsgelände von Sant' Omobono betritt, läuft durch eine Wildnis aus Stein. Ziegel- und Basaltmauern, gepflasterte Wegstücke, Fundamentblöcke und Säulentrommeln liegen scheinbar regellos nebeneinander. Eine Erläuterungstafel macht die Trümmerstätte lesbar: Hier erhoben sich schon im sechsten vorchristlichen Jahrhundert die Zwillingstempel der Fortuna und der Mater Matuta, neben dem Jupitertempel die ältesten Heiligtümer Roms.
Um 500 vor Christus wurde die Anlage zerstört, nur um wenig später noch prachtvoller und um sechs Meter erhöht wiederaufgebaut zu werden; im Füllmaterial der Fundamente fand sich Keramik aus der Bronzezeit, sechshundert Jahre vor Romulus. Im Ersten Punischen Krieg bekamen die Tempel ihre endgültige Form mit hufeisenförmigen Altären und einem Donarium für Weihgeschenke. In der Kaiserzeit wurden sie noch zweimal restauriert, bevor sie in der Spätantike dem christlichen Kult zufielen.
Die Anlage von Sant' Omobono macht die erzählerische Herausforderung augenfällig, der sich die britische Historikerin Kathryn Lomas in ihrer Studie über den "Aufstieg Roms" ebenso wie jeder andere Autor einer Überblicksdarstellung gegenübersieht. Lange Zeiten kontinuierlicher Entwicklung eines Gemeinwesens wechseln mit plötzlichen Verschiebungen im Gefüge; die Struktur behält die Oberhand, aber das Ereignis erschüttert und verändert die Struktur. Entsprechend haben die Historiker der frühen Römischen Republik seit Niebuhr und Mommsen ihre Darstellungen zwischen Struktur- und Politikgeschichte oszillieren lassen, und noch Tim Cornell, der wichtigste Experte zum Thema im angelsächsischen Sprachraum, folgt diesem Muster: einerseits Analyse ("Wer war Servius Tullius?"), andererseits Kriegsbericht ("Die Schlacht von Sentinum und ihre Folgen"). Sie alle folgen dabei dem Vorbild des Livius, dessen Hauptwerk "Ab urbe condita" zwar mit Legenden und Vermutungen vollgestopft, aber dennoch die umfassendste erhaltene Quelle zur römischen Frühgeschichte ist.
Kathryn Lomas gibt erkennbar der Strukturgeschichte den Vorzug. Das hat sicher auch damit zu tun, dass sie ihr Buch eher als Zusammenfassung denn als Neudeutung des Forschungsstands versteht, aber ebenso mit der Tatsache, dass sie sich mehr für die Mentalität der handelnden Personen interessiert als für ihre im trüben Licht der Überlieferung schillernden Taten. Auf die Frage beispielsweise, wer Servius Tullius war, dem die Römer den Bau ihrer ersten Stadtmauer zuschrieben, gibt sie eine überraschende, aber plausible Antwort. Sie hält ihn, einem Hinweis des historisch interessierten Kaisers Claudius folgend, für identisch mit einem etruskischen Warlord namens Mastarna.
Den Beleg dafür findet sie auf den Fresken eines Grabs aus Vulci, die ebenjenen Mastarna im Handgemenge neben Aulus und Caelius Vibenna, Gnaeus Tarquinius Rumach ("dem Römer"), Marcus Camillus und anderen notorischen Kämpen seiner Zeit zeigen. Diese Männer, so Lomas, stehen für ein in der frühen Antike verbreitetes Phänomen gemischter Kriegerverbände, die von verschiedenen Städten in Mittelitalien rekrutiert wurden und dort die Macht übernahmen wie die Condottieri der Frührenaissance. Servius Tullius alias Mastarna wurde der sechste König Roms, und Caelius Vibenna lieh seinen Namen einem Hügel der Ewigen Stadt.
Überraschend ist, was im Lauf des fünften und vierten vorchristlichen Jahrhunderts aus den Kriegersippen in der Stadt der sieben Hügel wurde. Denn in einer Zeit der Hungersnöte und dramatischen politischen Verschiebungen - die Etrusker verloren ihre Seemacht an die Karthager, die Griechenstädte in Unteritalien wurden von oskischen und samnitischen Bergvölkern bedrängt - verwandelten sich die Führer der alteingesessenen und der zugezogenen Clans in tragende Säulen der res publica, des römischen Gemeinwesens. Sie wurden Konsuln, Prätoren, Quästoren und Ädile, und sie lernten, die Macht nicht nur mit ihresgleichen zu teilen, sondern auch mit den gewöhnlichen Stadtbürgern, den Plebejern, auch wenn diese durch den Abstimmungsmodus in den Komitien, den drei Volksversammlungen, grundsätzlich benachteiligt blieben.
In der Schilderung dieses langwierigen, durch Unruhen, Niederlagen und ökonomische Krisen immer wieder unterbrochenen Prozesses bewährt sich die nüchterne Betrachtungsweise der Autorin. In regelmäßigen Abständen unterbricht sie ihre historische Erzählung durch Betrachtungen zur Architektur, Bevölkerungszahl, Wirtschaft und Kultur, so dass der Leser Gelegenheit bekommt, seine imaginäre Stadtkarte Roms auf den jeweils neuesten Stand zu bringen.
Manchmal würde man sich allerdings mehr analytische Schärfe wünschen, etwa bei der Schilderung der 494 ausgebrochenen Ständekämpfe, die erst mit der Feststellung der Gesetzeskraft von Plebisziten in der Lex Hortensia im Jahr 287 zu Ende gingen. Der Dialektik von Liberalisierung und Erstarrung, die in diesem Prozess zutage tritt, schenkt Lomas zu wenig Aufmerksamkeit.
Denn je mehr Teilhabe an öffentlichen Ämtern die Patrizier den Plebejern einräumten, desto stärker schotteten sie zugleich den Senat als ständisches Gremium gegen die Aufnahme neuer Mitglieder ab. Ein ähnlicher Widerspruch prägte Roms Verhältnis zu seinen Bundesgenossen, die für die Beteiligung an den Eroberungszügen ihres Hegemons mit dem Verlust der Selbstverwaltung zahlen mussten. Die Spannungen, die sich dergestalt aufbauten, entluden sich in der letzten Phase der Republik, zum einen im Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla, zum anderen im militärischen Aufstand der Bundesgenossen. Beide Konflikte liegen außerhalb des Zeitrahmens dieser Studie, hätten aber dennoch eine Erwähnung verdient.
Die knappste Bilanz der frühen Jahre Roms zieht Uwe Walter, der den Band auch vorbildlich übersetzt hat, im Nachwort: Der Staat des Romulus war eine "bandenmäßig organisierte Beutegemeinschaft". Im dritten vorchristlichen Jahrhundert, mit dem Lomas' Darstellung endet, schickte sich dieses Beutekollektiv an, mit Hilfe eines raffiniert gestaffelten Systems von Kolonien, Bundesgenossen und abhängigen Staaten den ganzen Mittelmeerraum zu erobern. Historisch einzigartig war dabei die Bereitschaft der römischen Eliten, zugunsten des Nachruhms materielle Vorteile hintanzustellen.
In der plebejischen Sippe der Decier etwa gehörte die Devotio, eine rituelle Form des Schlachtentods, bei der ein Feldherr sich selbst und das Heer des Feindes den Göttern der Unterwelt weihte, zur Familientradition. Nicht weniger als drei Konsuln namens Publius Decius Mus, Großvater, Vater und Sohn, sollen sich auf diese Weise für die Republik geopfert haben; das Opfer des mittleren entschied die Schlacht bei Sentinum und damit den letzten Samnitenkrieg. Auch wenn zwei dieser Heldentaten postume Erfindungen sind, wie einige Historiker vermuten, bleibt die staunenswerte Tatsache, dass römische Politiker den eigenen Tod als angemessenen Preis für die erfolgreiche Ausübung ihres Amtes betrachteten. Über die historische Entstehung dieser Mentalität hätte man bei Kathryn Lomas gern mehr erfahren.
Der letzte bekannte Decier, weit hinter dem Horizont dieses Buchs, war übrigens ein Kaiser im dritten Jahrhundert. Er starb im Kampf gegen die Goten, die späteren Eroberer Roms.
ANDREAS KILB
Kathryn Lomas: "Der Aufstieg Roms". Von Romulus bis Pyrrhus.
Aus dem Englischen von Uwe Walter.
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2019. 541 S., Abb., geb., 32,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Karriere des Warlords Mastarna: Kathryn Lomas sucht die Ursprünge der römischen Weltmacht.
Wer an der Südwestecke des Kapitolshügels, schräg gegenüber vom Haus des Cola di Rienzo, das Ausgrabungsgelände von Sant' Omobono betritt, läuft durch eine Wildnis aus Stein. Ziegel- und Basaltmauern, gepflasterte Wegstücke, Fundamentblöcke und Säulentrommeln liegen scheinbar regellos nebeneinander. Eine Erläuterungstafel macht die Trümmerstätte lesbar: Hier erhoben sich schon im sechsten vorchristlichen Jahrhundert die Zwillingstempel der Fortuna und der Mater Matuta, neben dem Jupitertempel die ältesten Heiligtümer Roms.
Um 500 vor Christus wurde die Anlage zerstört, nur um wenig später noch prachtvoller und um sechs Meter erhöht wiederaufgebaut zu werden; im Füllmaterial der Fundamente fand sich Keramik aus der Bronzezeit, sechshundert Jahre vor Romulus. Im Ersten Punischen Krieg bekamen die Tempel ihre endgültige Form mit hufeisenförmigen Altären und einem Donarium für Weihgeschenke. In der Kaiserzeit wurden sie noch zweimal restauriert, bevor sie in der Spätantike dem christlichen Kult zufielen.
Die Anlage von Sant' Omobono macht die erzählerische Herausforderung augenfällig, der sich die britische Historikerin Kathryn Lomas in ihrer Studie über den "Aufstieg Roms" ebenso wie jeder andere Autor einer Überblicksdarstellung gegenübersieht. Lange Zeiten kontinuierlicher Entwicklung eines Gemeinwesens wechseln mit plötzlichen Verschiebungen im Gefüge; die Struktur behält die Oberhand, aber das Ereignis erschüttert und verändert die Struktur. Entsprechend haben die Historiker der frühen Römischen Republik seit Niebuhr und Mommsen ihre Darstellungen zwischen Struktur- und Politikgeschichte oszillieren lassen, und noch Tim Cornell, der wichtigste Experte zum Thema im angelsächsischen Sprachraum, folgt diesem Muster: einerseits Analyse ("Wer war Servius Tullius?"), andererseits Kriegsbericht ("Die Schlacht von Sentinum und ihre Folgen"). Sie alle folgen dabei dem Vorbild des Livius, dessen Hauptwerk "Ab urbe condita" zwar mit Legenden und Vermutungen vollgestopft, aber dennoch die umfassendste erhaltene Quelle zur römischen Frühgeschichte ist.
Kathryn Lomas gibt erkennbar der Strukturgeschichte den Vorzug. Das hat sicher auch damit zu tun, dass sie ihr Buch eher als Zusammenfassung denn als Neudeutung des Forschungsstands versteht, aber ebenso mit der Tatsache, dass sie sich mehr für die Mentalität der handelnden Personen interessiert als für ihre im trüben Licht der Überlieferung schillernden Taten. Auf die Frage beispielsweise, wer Servius Tullius war, dem die Römer den Bau ihrer ersten Stadtmauer zuschrieben, gibt sie eine überraschende, aber plausible Antwort. Sie hält ihn, einem Hinweis des historisch interessierten Kaisers Claudius folgend, für identisch mit einem etruskischen Warlord namens Mastarna.
Den Beleg dafür findet sie auf den Fresken eines Grabs aus Vulci, die ebenjenen Mastarna im Handgemenge neben Aulus und Caelius Vibenna, Gnaeus Tarquinius Rumach ("dem Römer"), Marcus Camillus und anderen notorischen Kämpen seiner Zeit zeigen. Diese Männer, so Lomas, stehen für ein in der frühen Antike verbreitetes Phänomen gemischter Kriegerverbände, die von verschiedenen Städten in Mittelitalien rekrutiert wurden und dort die Macht übernahmen wie die Condottieri der Frührenaissance. Servius Tullius alias Mastarna wurde der sechste König Roms, und Caelius Vibenna lieh seinen Namen einem Hügel der Ewigen Stadt.
Überraschend ist, was im Lauf des fünften und vierten vorchristlichen Jahrhunderts aus den Kriegersippen in der Stadt der sieben Hügel wurde. Denn in einer Zeit der Hungersnöte und dramatischen politischen Verschiebungen - die Etrusker verloren ihre Seemacht an die Karthager, die Griechenstädte in Unteritalien wurden von oskischen und samnitischen Bergvölkern bedrängt - verwandelten sich die Führer der alteingesessenen und der zugezogenen Clans in tragende Säulen der res publica, des römischen Gemeinwesens. Sie wurden Konsuln, Prätoren, Quästoren und Ädile, und sie lernten, die Macht nicht nur mit ihresgleichen zu teilen, sondern auch mit den gewöhnlichen Stadtbürgern, den Plebejern, auch wenn diese durch den Abstimmungsmodus in den Komitien, den drei Volksversammlungen, grundsätzlich benachteiligt blieben.
In der Schilderung dieses langwierigen, durch Unruhen, Niederlagen und ökonomische Krisen immer wieder unterbrochenen Prozesses bewährt sich die nüchterne Betrachtungsweise der Autorin. In regelmäßigen Abständen unterbricht sie ihre historische Erzählung durch Betrachtungen zur Architektur, Bevölkerungszahl, Wirtschaft und Kultur, so dass der Leser Gelegenheit bekommt, seine imaginäre Stadtkarte Roms auf den jeweils neuesten Stand zu bringen.
Manchmal würde man sich allerdings mehr analytische Schärfe wünschen, etwa bei der Schilderung der 494 ausgebrochenen Ständekämpfe, die erst mit der Feststellung der Gesetzeskraft von Plebisziten in der Lex Hortensia im Jahr 287 zu Ende gingen. Der Dialektik von Liberalisierung und Erstarrung, die in diesem Prozess zutage tritt, schenkt Lomas zu wenig Aufmerksamkeit.
Denn je mehr Teilhabe an öffentlichen Ämtern die Patrizier den Plebejern einräumten, desto stärker schotteten sie zugleich den Senat als ständisches Gremium gegen die Aufnahme neuer Mitglieder ab. Ein ähnlicher Widerspruch prägte Roms Verhältnis zu seinen Bundesgenossen, die für die Beteiligung an den Eroberungszügen ihres Hegemons mit dem Verlust der Selbstverwaltung zahlen mussten. Die Spannungen, die sich dergestalt aufbauten, entluden sich in der letzten Phase der Republik, zum einen im Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla, zum anderen im militärischen Aufstand der Bundesgenossen. Beide Konflikte liegen außerhalb des Zeitrahmens dieser Studie, hätten aber dennoch eine Erwähnung verdient.
Die knappste Bilanz der frühen Jahre Roms zieht Uwe Walter, der den Band auch vorbildlich übersetzt hat, im Nachwort: Der Staat des Romulus war eine "bandenmäßig organisierte Beutegemeinschaft". Im dritten vorchristlichen Jahrhundert, mit dem Lomas' Darstellung endet, schickte sich dieses Beutekollektiv an, mit Hilfe eines raffiniert gestaffelten Systems von Kolonien, Bundesgenossen und abhängigen Staaten den ganzen Mittelmeerraum zu erobern. Historisch einzigartig war dabei die Bereitschaft der römischen Eliten, zugunsten des Nachruhms materielle Vorteile hintanzustellen.
In der plebejischen Sippe der Decier etwa gehörte die Devotio, eine rituelle Form des Schlachtentods, bei der ein Feldherr sich selbst und das Heer des Feindes den Göttern der Unterwelt weihte, zur Familientradition. Nicht weniger als drei Konsuln namens Publius Decius Mus, Großvater, Vater und Sohn, sollen sich auf diese Weise für die Republik geopfert haben; das Opfer des mittleren entschied die Schlacht bei Sentinum und damit den letzten Samnitenkrieg. Auch wenn zwei dieser Heldentaten postume Erfindungen sind, wie einige Historiker vermuten, bleibt die staunenswerte Tatsache, dass römische Politiker den eigenen Tod als angemessenen Preis für die erfolgreiche Ausübung ihres Amtes betrachteten. Über die historische Entstehung dieser Mentalität hätte man bei Kathryn Lomas gern mehr erfahren.
Der letzte bekannte Decier, weit hinter dem Horizont dieses Buchs, war übrigens ein Kaiser im dritten Jahrhundert. Er starb im Kampf gegen die Goten, die späteren Eroberer Roms.
ANDREAS KILB
Kathryn Lomas: "Der Aufstieg Roms". Von Romulus bis Pyrrhus.
Aus dem Englischen von Uwe Walter.
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2019. 541 S., Abb., geb., 32,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»[D]ieses wichtige Werk [...] [ist] auch für interessierte Laien eine spannende und aufschlussreiche Lektüre.« Hendrik Müller, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 05/2020 Hendrik Müller Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 20200501