Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Romanistik - Französisch - Literatur, Note: 1,5, Ludwig-Maximilians-Universität München, Veranstaltung: Proseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: „Me voilà maintenant attelé à un roman de mœurs modernes qui se passera à Paris. Je veux faire l’histoire morale de ma génération ; sentimentale serait plus vrai. C’est un livre d’amour, de passion ; mais de passion telle qu’elle peut exister maintenant, c’est-à-dire inactive.“ Unter dieser Prämisse schreibt Gustave Flaubert die Education sentimentale, die Geschichte des jungen Mannes Frédéric Moreau, der zwischen 1840 und 1851 eine lehrreiche „Reise“ durch historische und soziale Ereignisse sowie das Pariser Liebesleben unternimmt, jedoch an seinen Illusionen und Ambitionen scheitert. Seine persönliche Geschichte steht repräsentativ für eine viel allgemeinere Erfahrung, die, in das individuelle Schicksal des Helden verpackt, die Geschichte einer ganzen Generation widerspiegelt. Das Wort Geschichte ist hier wahrhaft zweideutig zu verstehen: Es bezeichnet einerseits die narrative Fiktion aus der Hand Flauberts, andererseits aber auch die wahren Geschehnisse seiner Epoche, die geschickt und realistisch in die Fiktion eingebaut wurden. Im Roman ist Paris das Zentrum der modernen Gesellschaft und gleichzeitig die Projektionsfläche für Frédérics romantische Sehnsüchte und gesellschaftliche Ambitionen. Die Vielschichtigkeit der Stadt Paris spiegelt sich im Roman unter anderem in der Ballszene zu Beginn des zweiten Teils wider, die in dieser Arbeit näher analysiert werden soll. Zunächst soll untersucht werden, inwieweit der Ball bei Rosanette in Opposition zum bourgeoisen Leben steht und weshalb dieser Gegensatz notwendig für das Fortbestehen des Bürgertums und der damit verbundenen Werte war. Der zweite Punkt der Analyse beschäftigt sich mit der Darstellung der Prostituierten Rosanette und ihrer häuslichen Umgebung, wobei hier vor allem der Aspekt der Käuflichkeit sowie der Gegensatz zur femme honnête im Vordergrund steht. Der dritte Analysepunkt ist dem Protagonisten Frédéric und seiner inaktiven Position auf dem Ball beziehungsweise in der Gesellschaft gewidmet. Zuletzt soll der Ball als Plattform zur maskierten Darstellung von Politik und politischen Ereigniss untersucht werden, die in den nachfolgenden Teilen des Romans noch einmal, doch diesmal unmaskiert auftauchen.