Auszug: Ich spreche im Namen derer, die nicht an das Dasein eines einzigen, allmächtigen und unfehlbaren Gottes glauben, der Tag und Nacht über unsere Gedanken, Worte und Thaten wacht, der die Gerechtigkeit auf Erden erhält und sie in einer anderen Welt weiter fortsetzt. Wenn es aber keinen Richter giebt, giebt es dann wenigstens eine Gerechtigkeit über der von den Menschen geübten, die sich nicht nur in ihren Gesetzen und Gerichten, sondern auch in allen, dem jeweiligen Richterspruch nicht unterstehenden sozialen Beziehungen kundgiebt und gewöhnlich nur durch die öffentliche Meinung, das Vertrauen oder Misstrauen, die Billigung oder Missbilligung unserer Mitmenschen geheiligt wird? Lassen sich die dem Menschen oft so unerklärlichen Akte der Moral des Weltalls, die ihn gewissermassen nötigen, an das Dasein eines Weltenrichters zu glauben, auf die soziale Gerechtigkeit zurückführen und durch sie erklären? Wenn wir unseren Nächsten getäuscht oder bezwungen haben, haben wir damit auch alle Kräfte der Gerechtigkeit getäuscht und bezwungen? Ist die Weltgeschichte das Weltgericht, und haben wir nichts weiter zu fürchten, oder giebt es noch eine tiefere und dem Irrtum minder unterworfene Gerechtigkeit, die zwar weniger sichtbar, aber allgemeiner, mächtiger und durchgreifender ist?
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