Auch wenn sich Fabien und Sylvie dies nicht eingestanden hätten, wussten beide, dass ihre Ehe nicht mehr funktionierte. Doch als Sylvie bei einem Autounfall ums Leben kommt, muss Fabien zur Kenntnis nehmen, dass neben seiner Frau auch ihr Liebhaber zu Tode gekommen ist. Im Leichenschauhaus kommt es zu einer flüchtigen Begegnung mit zwei Frauen, von denen eine Martine, die Witwe des verstorbenen Liebhabers seiner Frau, ist und die andere ihre beste Freundin Madeleine. In Fabien beginnt der Gedanke an Rache zu keimen. Er verfolgt die Witwe auf der Straße, beobachtet sie im Café und bricht wiederholt in ihre Wohnung ein, wobei er dabei immer irgendein Möbelstück verstellt. Bei einem dieser Besuche entdeckt er die Unterlagen für einen Aufenthalt am Meer und bucht dieselbe Reise. Er muss es schaffen, Martine allein zu erwischen, um sie zu verführen und sich so für seine Schmach zu rächen. Auf der Insel kommen sich die beiden rasch näher. Nur Madeleine ist ein permanenter Störfaktor. Fabien weiß, dass er sie loswerden muss, koste es, was es wolle. Aus diesem Spannungsfeld entwickelt Pascal Garnier ein dunkles Spektakel, bei dem plötzlich gar nicht mehr klar ist, wer hier eigentlich wen auf seiner Zielscheibe hat.
»Garnier stürzt dich in eine bizarre, überhitzte Welt und vermengt dabei Tod, Fiktion und Philosophie. Eine berauschende, schmuddelige, klasse Lektüre.« A. L. KENNEDY »Gleichzeitig extrem gewalttätig, unwiderstehlich lustig und unerklärlich bewegend, auf die subtile Art und Weise, wie es nur echte Kunst sein kann.« JOHN BANVILLE, N.Y. REVIEW OF BOOKS
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Spät, aber besser als nie wird der französische Noir-Autor Pascal Garnier nun auch dem deutschsprachigen Publikum vorgestellt. Ein Glück und ein großer Gewinn für alle Krimileser und -Leserinnen hierzulande, findet Rezensent Thomas Wörtche. Entgangen wäre ihnen sonst: anspruchsvoller, wie unterhaltsamer "fies-fröhlicher" Neo-Noir, oder auch Zynismus at its best. In "Der Beifahrer" etwa - laut Wörtche ein gutes Beispiel für Garniers wunderbar trockene Erzählweise - geraten ein paar klassische Kleinbürgerinnen und Kleinbürger in komplizierte romantische Verstrickungen, während sich nebenbei die Leichen häufen. Weil Garnier sich klar in eine Traditionslinie stellt - die des Arthouse-Krimis - kann er auf komplizierte Figurenpsychologie verzichten und sich ganz, voll spürbarem Genuss auf die Beschreibung ihrer Macken, ihrer Bosheit und Lächerlichkeit beschränken. Garnier mag zwar keine direkte Kritik an seinen Figuren oder der Gesellschaft üben, in der sie leben. Dennoch ist sein Roman politisch durch seinen literarischen Umgang mit einem bestimmten Typus Mensch und dem "System, das ihn hervorgebracht hat", so der begeisterte Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH