Mit seinem Geschichtenbuch "Der Bettler, der das Glück bringt" legt Fallada ein Meisterwerk der Erzählkunst hin. Weitere Titel Hans Falladas sind in Vorbereitung.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.01.2015Tröstung statt Trostlosigkeit –
Erzählungen von Hans Fallada
Hans Fallada schrieb an die dreißig Bücher. Ihnen stehen vier Aufenthalte im Gefängnis, drei in psychiatrischen Kliniken und 23 in Sanatorien für Nervenkranke gegenüber. Als Schüler inszenierte er mit Hanns Dietrich von Necker ein Duell, in dem beide den Tod finden sollten. Fallada überlebte, sein Freund nicht. Fallada war Kettenraucher, Trinker, Morphinist.
Die ganze Chronik des Leidens findet man minutiös aufgearbeitet in dem kürzlich erschienenen Buch „Der andere Fallada“ von KlausJürgen Neumärker. Liest man sie parallel mit den schönsten Geschichten, die gerade vom Aufbau Verlag herausgegeben wurden, reibt man sich noch verwunderter die Augen, als wenn man etwa „Kleiner Mann - was nun?“ – Falladas berühmtestes Werk – danebenlegt. Müsste dieser Geschlagene nicht Geschichten der allerdunkelsten Art verfassen?
Das Gegenteil ist der Fall. Fallada hat sich die Welt die längsten Jahre schöner geschrieben, als sie in Wirklichkeit war. Zwar handeln die meisten der immer auch autobiografisch gefärbten Erzählungen von Arbeitslosen, Kleinkriminellen, Paaren in Geldnöten – die Weimarer Republik mit Inflation, Armut und Wohnungsnot bildet ihre Folie. Aber der typisch leichtfüßige Fallada-Sound federt das Elend ab – zum Beispiel wenn die Laube, in der viele der Protagonisten hausen, kurzerhand zu einem „entzückenden Holzhäuschen“ mit „Zimmerchen“, „Küchelchen“ und „Verandachen“ gemacht wird. Nur ganz selten wird Fallada wirklich laut und böse wie in dem Ehedesaster-Stück „Wie vor dreißig Jahren“.
Statt Trostlosigkeit Tröstung: Der Autor, der bürgerlich Rudolf Ditzen hieß, liebte Märchen, und so verwundert es nicht, dass er in den Dreißigerjahren begann, selber welche zu schreiben. Die „Geschichten aus der Murkelei“, die den Band beenden, las er seinen eigenen Kindern vor. Dort findet sich der Satz: „So aber ist es auf dieser Welt: Wenn man etwas nur wirklich glaubt, so ist es auch da.“ Er klingt wie die Schreib- und Überlebensstrategie des Schriftstellers Hans Fallada. FLORIAN WELLE
Hans Fallada: Der Bettler, der Glück bringt. Die schönsten Geschichten.
Aufbau Verlag, Berlin 2014. 334 Seiten, 9,99 Euro.
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Erzählungen von Hans Fallada
Hans Fallada schrieb an die dreißig Bücher. Ihnen stehen vier Aufenthalte im Gefängnis, drei in psychiatrischen Kliniken und 23 in Sanatorien für Nervenkranke gegenüber. Als Schüler inszenierte er mit Hanns Dietrich von Necker ein Duell, in dem beide den Tod finden sollten. Fallada überlebte, sein Freund nicht. Fallada war Kettenraucher, Trinker, Morphinist.
Die ganze Chronik des Leidens findet man minutiös aufgearbeitet in dem kürzlich erschienenen Buch „Der andere Fallada“ von KlausJürgen Neumärker. Liest man sie parallel mit den schönsten Geschichten, die gerade vom Aufbau Verlag herausgegeben wurden, reibt man sich noch verwunderter die Augen, als wenn man etwa „Kleiner Mann - was nun?“ – Falladas berühmtestes Werk – danebenlegt. Müsste dieser Geschlagene nicht Geschichten der allerdunkelsten Art verfassen?
Das Gegenteil ist der Fall. Fallada hat sich die Welt die längsten Jahre schöner geschrieben, als sie in Wirklichkeit war. Zwar handeln die meisten der immer auch autobiografisch gefärbten Erzählungen von Arbeitslosen, Kleinkriminellen, Paaren in Geldnöten – die Weimarer Republik mit Inflation, Armut und Wohnungsnot bildet ihre Folie. Aber der typisch leichtfüßige Fallada-Sound federt das Elend ab – zum Beispiel wenn die Laube, in der viele der Protagonisten hausen, kurzerhand zu einem „entzückenden Holzhäuschen“ mit „Zimmerchen“, „Küchelchen“ und „Verandachen“ gemacht wird. Nur ganz selten wird Fallada wirklich laut und böse wie in dem Ehedesaster-Stück „Wie vor dreißig Jahren“.
Statt Trostlosigkeit Tröstung: Der Autor, der bürgerlich Rudolf Ditzen hieß, liebte Märchen, und so verwundert es nicht, dass er in den Dreißigerjahren begann, selber welche zu schreiben. Die „Geschichten aus der Murkelei“, die den Band beenden, las er seinen eigenen Kindern vor. Dort findet sich der Satz: „So aber ist es auf dieser Welt: Wenn man etwas nur wirklich glaubt, so ist es auch da.“ Er klingt wie die Schreib- und Überlebensstrategie des Schriftstellers Hans Fallada. FLORIAN WELLE
Hans Fallada: Der Bettler, der Glück bringt. Die schönsten Geschichten.
Aufbau Verlag, Berlin 2014. 334 Seiten, 9,99 Euro.
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