«Womit es beginnt? Regelmäßig mit einem Bilde, das zwar verrät, dass es etwas bedeutet - nie dagegen, was es bedeutet. Aus diesem Grunde, weil keines mir sein Geheimnis verrät, mache ich mich ans Deuten und Übersetzen. Also wohlgemerkt nicht daran, eine Einsicht in ein Bild zu übersetzen, sondern daran, ein Bild in eine Einsicht zu übersetzen.» - Günther Anders 'Der Blick vom Turm' versammelt eine Reihe von geheimnisvollen Sprachbildern, philosophischen Fabeln und kleinen Erzählungen, die über einen Zeitraum von mehr als dreißig Jahren entstanden sind. Günther Anders hatte sie für diesen Band zusammengestellt, der erstmals 1986 bei C.H.Beck erschienen ist, lange vergriffen war - und der nun, um ein Nachwort von Kerstin Putz erweitert, wieder zugänglich gemacht wird. Die kleinen Texte handeln vom manchmal tragischen, manchmal komischen Beharren in der eigenen, stets beschränkten Perspektive, deren Überschreitung genauso notwendig wie unmöglich scheint. Anders' erzählerische Miniaturen zeigen dabei aber auch, wozu unangepasste Philosophie fähig ist. Sie kann uns helfen, jene Beschränkungen unserer Sichtweisen zu erkennen, und einen Weg zu finden, sie zu überwinden: Indem wir die Erfahrungen, die uns irritieren, ernst nehmen und versuchen, sie «in eine Einsicht zu übersetzen».
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Rudolf Walther lernt den 1992 verstorbenen Zeitkritiker Günther Anders in dieser Sammlung von rund 100 zwischen 1931 und 1968 entstandenen Geschichten als Meister der Fabel in der Tradition Aesops kennen. Ganz großartig glücke es Anders, "Dialoge, Sentenzen, Anekdoten und Aphorismen" zu verbinden und etwa auch mit seinen, im fiktiven Land Molussien angesiedelten Geschichten die Zustände im "Dritten Reich" anzuprangern. Zu erleben sind hier "literarisch verpackte Aufklärung und offene Faschismuskritik", schreibt der rundum beglückte Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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