“Die beste Liebe ist die, die beiden das Gleiche antut. Die schlechteste die, die keinem etwas tut.”
Das unscheinbare Cover in den angenehmen Farben, die Brennnessel mit Raupe und Fliege auf den Blättern hat meine Aufmerksamkeit geweckt, der Titel und die Inhaltsangabe mein Interesse gesteigert.
Doch mit dem was dann kam habe ich nicht gerechnet. Wie ein Wirbelsturm hat mich die Geschichte…mehr“Die beste Liebe ist die, die beiden das Gleiche antut. Die schlechteste die, die keinem etwas tut.”
Das unscheinbare Cover in den angenehmen Farben, die Brennnessel mit Raupe und Fliege auf den Blättern hat meine Aufmerksamkeit geweckt, der Titel und die Inhaltsangabe mein Interesse gesteigert. Doch mit dem was dann kam habe ich nicht gerechnet. Wie ein Wirbelsturm hat mich die Geschichte mitgerissen und irgendwann völlig überwältigt ausgespuckt.
Protagonistin Mina ist zu Beginn des Romans sechzehn Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf. Sie ist klug, tiefsinnig, interessant, zurückhaltend, auf der Suche nach sich Selbst, entdeckt ihren Körper und ihre Sexualität, den Lustschmerz und fragt sich, was und ob es wieder weg geht, wenn sie es versucht zu ignorieren oder zu unterdrücken.
Neben Mina lernen wir auch Vetko kennen, ein Junge in Mina’s Alter, welcher eine große Rolle in ihrem Leben spielt. Ein Außenseiter, Einzelgänger, still und irgendwie dünkelhaft, ebenfalls sehr kug und eigensinnig, Denken und Ansichten des Lebens nicht alterstypisch. Sexualität, Schmerz und Liebe sind die Dinge, welche die beiden verbinden.
Nach der Schulzeit trennen sich ihre Wege, denn wie die meisten anderen ihres Alters schwärmt auch Mina aus, raus aus der Enge des Dorfes, raus aus ihrem Leben, raus um sich zu finden, beruflich Fuß zu fassen, sich erleben in neuem Umfeld.
“Wer weiß, wohin er gehört”, sagt Vetko undurchdringlich, “der muss nicht reisen. Heimat ist : nicht reisen müssen.”
Ein wirklich besonderes Buch, eine Atmosphäre so dicht und eng, wie ich sie lange nicht mehr erlebt habe. Dieser Roman ließ mich Zeit und Raum vergessen, die Sprache so präzise, klar, bewusst und absolut gekonnt eingesetzt. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Das Thema wahrlich kein leichtes, gerade in Anbetracht des Alters von Mina, ein Alter, in welchem man generell mit allem, insbesondere mit sich hadert und sich sucht, Zeit der Identifikation.
Der Defekt hat mich sprachlos hinterlassen, die Einblicke in Minas Gedanken und Gefühle gingen mir unter die Haut und manches Mal habe ich überlegt wie vielen es wohl ähnlich geht, wie viele sich verstecken, ablehnen, anormal fühlen, sich schämen, verurteilen und verzweifelt suchen, was mit ihnen nicht stimmt um es wieder in Ordnung zu bringen.
Keine leichte Kost und gewiss nicht für jedermann geeignet. Ich persönlich bin begeistert von diesem Buch, was zwingt auch über den Tellerrand hinaus zu blicken und sich mit den Dingen zu beschäftigen, die nicht alltäglich sind und doch um und herum. Ein Roman über Heimat, die dort ist, wo Herz und Seele ruhen können, wo nichts fehlt und nichts stört, alles richtig ist ist, so wie es eben ist. Ein Zustand, kein Ort. Ich hoffe mehr von dieser jungen Autorin zu lesen, ich hoffe sie bald in Lesungen erleben zu können und live dieser wahnsinnig guten Sprache zu lauschen.