Der Deutsche Wald - das ist einerseits die gewaltige Biomasse von etwa 90 Milliarden Bäumen, andererseits aber auch eine kulturelle Konstruktion, die mit vielfältigen Bedeutungen aufgeladen ist: eine romantische Sehnsuchtslandschaft, eine Märchenwelt, ein nationaler Mythos. Der Deutsche Wald erscheint als Gegenbild zur Zivilisation, sei es als unkontrollierbare, bedrohliche Wildnis, sei es als idyllischer Ort für erbauliche Begegnungen mit vermeintlicher Natur. Er gehört zur Heimat, ja oftmals ist er Inbegriff von Heimat: ein ursprünglicher, Geborgenheit und Identität versprechender Raum. Im gegenwärtigen >Anthropozän< hat dieses mythische Waldbild durch Umweltverschmutzung und den Klimawandel jedoch schweren Schaden genommen: Die Deutschen haben nun Angst um ihren Wald, der als fragiles Ökosystem erkennbar wird. Die Beiträge dieses Bandes untersuchen das angedeutete Themenspektrum mit unterschiedlichen historischen Schwerpunktsetzungen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Analyse von Walddarstellungen in literarischen Texten, aber auch Opern- und Theaterinszenierungen. Die Bandbreite reicht vom Nibelungenlied über die Romantik, die Zeit des Nationalsozialismus bis hin zu Autoren der Gegenwart wie Peter Handke und Andreas Maier.
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