Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Germanistische Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Deutsch-jüdische Schriftsteller nach 1945, Sprache: Deutsch, Abstract: "Ob man fragt oder nicht", lässt Ruth Klüger einen ihrer Leser in "weiter leben. Eine Jugend" zu Wort kommen, "dir kann man’s nicht recht machen." Ist das so? Oder greift dieser Leser in seiner fast beleidigten Hilflosigkeit da vielleicht ein fundamentales Missverständnis auf, das das Buch und seine Rezeption verfolgt? Geht es tatsächlich darum, der Auschwitz-Überlebenden Ruth Klüger durch (Nach-) Fragen Aufmerksamkeit und Beachtung zu schenken und sie damit "zufrieden zu stellen"? Hat sie das in ihrem autobiografischen Werk "weiter leben. Eine Jugend" so gefordert und zum Ausdruck gebracht? Kommt es nicht viel eher darauf an, sich in Anbetracht der Lebenserinnerungen der Autorin selbst zu befragen, um mit sich und anderen in Dialog zu treten? Das muss sich der von Klüger zitierte Leser fragen und das müssen sich womöglich auch die zahlreichen Rezensenten und Kritiker des im Jahr 1992 erschienenen Buches fragen. Sie müssen sich vergewissern, ob dieses Werk behandelt werden will wie eine herkömmliche Autobiografie, was allein aufgrund des historischen Kontextes der Lebenserinnerung so nicht möglich ist, und ob es genügt, ihm allein mit dem Instrumentarium der versuchsweisen Einfühlung und Betroffenheit entgegenzutreten. Hier müssen auch die Bedingungen und Möglichkeiten der Literaturkritik in den Blick geraten, die die Voraussetzungen für das Verfassen von Rezensionen stellen. Mit dieser Arbeit soll der Versuch unternommen werden, ausgehend von verschiedenen theoretischen Überlegungen zum Wesen der Literaturkritik ausgewählte Rezensionen zu Ruth Klügers "weiter leben. Eine Jugend" eingehender zu betrachten und zu vergleichen. Den Schwerpunkt dieses Vergleichs bildet die Frage, inwieweit die Rezensionen das von Klüger innerhalb verschiedenster Themenbereiche intendierte Dialogangebot an ihre -deutschen- Leser aufgegriffen und vielleicht sogar bereits eingelöst haben oder inwiefern sie hinter den Möglichkeiten, die das Buch in all seiner Besonderheit eröffnet, zurückbleiben. Zu unterstreichen ist hierbei die dezidierte Unterscheidung von „akademischem und publizistischem Diskurs“, da an dieser Stelle einzig Texte aus dem deutschen Feuilleton und andere Buchkritiken außerhalb der wissenschaftlichen Diskussion besprochen werden sollen.