Die weitere vielseitige Entwicklung der Äzrtlichen Wissenschaft mit Bakteriologie, Immunologie - über die organbezogenen klinischen Disziplinen - bis zur Psychomatik konnte auf dieser Basis aufbauen. Unter der Einwirkung der Naturwissenschaft am Anfang des 19. Jahrhunderts hat die Medizin eine "kopernikanische Wende" vollzogen.
Rudolf Virchow, der am Anfang der wissenschaftlichen Medizin steht, war mit ungeheuerem zeitlichen Aufwand kreativ tätig auch in der Politik (vor allem des Stadtparlaments Berlin), in der er naturwissenschaftliche Prinzipien einzuführen suchte. Weiterhin führte er die überall aufscheinenden unterschiedlichen anthropologischen Untersuchungen organisatorisch zusammen.
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Gedanken zum Erneuerer der Medizin
Über große Figuren der Wissenschafts- und Medizingeschichte wie Rudolf Virchow, die noch dazu einen so enormen Mitteilungs- und Sammlungsdrang wie er verspürten, gibt es normalerweise ausreichend und viel nachzulesen. Wozu also noch ein Büchlein mit dem Untertitel "Gedanken um, mit, über, zu Rudolf Virchow"? Tatsächlich liegt zuweilen in der Kürze die große Verlockung. Die auf 120 Seiten gerafften Erinnerungen des Erlanger Pathologen Volker Becker an Virchow sind jedenfalls ein dankbarer Stoff für jeden, der die historische Bedeutung des Berliner Pathologen für die heutige, naturwissenschaflich geprägte Medizin knapp und dennoch keineswegs oberflächlich nachvollziehen möchte. Dabei stehen Virchows Zellularpathologie und Zellenlehre zwar im Vordergrund. Aber Virchows streng wissenschatliche Herangehensweise wirkte quasi in alle Bereiche der Medizin. Und der Forscher gab sich damit keineswegs zufrieden. Virchows Rolle als medizinischer "Revoluzzer" folgte nach Becker der "reformierende Fortschrittler" auch in der Politik (als Gegenspieler auch von Bismarck) und schließlich die Etablierung in der Geschichte "als reine Institution".
jom
Volker Becker: "Der Einbruch der Naturwissenschaft in die Medizin". Springer Verlag, Heidelberg-Berlin 2008, 120 S., 24,95 Euro.
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