Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: sehr gut, Universität Zürich, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Ziel der Studie war, durch qualitative, akteurkonzentrierte Forschung, die korrupten Praktiken und die damit zusammenhängenden Prozesse zu beschreiben und dadurch die Abläufe in einer von Missfunktion geprägten Administration zu verstehen. Ein Vergleich der drei Beispiele sollte schliesslich dazu beitragen, grundsätzliche Lösungsvorschläge zur Eindämmung der Korruption zu erarbeiten oder administrative Reformen vorzuschlagen. Die Autoren wollen keine moralische Verurteilung der Korruption, sondern eine normative Beurteilung. Sie richten ihr Augenmerk auf die im Alltag herrschenden Diskurse, Wahrnehmungen und Darstellungen der Korruption und ihrer Legitimation. Die Korruption spielt sich immer in einem illegalen und illegitimen Bereich ab. Auch wenn sie de facto toleriert oder banalisiert wird, so bleibt sie doch im Widerspruch zum nach westlichem Vorbild aufgebauten legislativen Apparat des afrikanischen Staates. Die Korruption hat zwei Gesichter: das eine, offiziell illegal, wird stigmatisiert, während das andere legitimiert und toleriert wird durch die vorherrschenden sozialen Praktiken (Blundo und Olivier de Sardan, 2000). Diese Tatsache wird vor allem dem Zusammentreffen zweier verschiedener Wertsysteme zugeschrieben: auf der einen Seite die Öffnung gegenüber der Moderne und dem Westen und der Hinwendung zum Individualismus, und auf der anderen Seite die Verwurzelung in der Tradition, wo Reziprozität und Gabenökonomie nach wie vor eine Rolle spielen. Es ist das Pendeln zwischen diesen beiden Systemen, das die Grenzen zwischen Korruption und traditioneller Redistribution verwischt. In diesem Zusammenhang führen die Autoren auch den Vergleich von Hexerei und Korruption an. Sie stellen die Thesen auf, dass der korrupte Prozess auf die Hexerei und Magie zurückgreift um sich ihrer Mittel zu bedienen, und dass sich sowohl die Hexerei wie auch die Korruption in einem sich selbst rechtfertigenden Glaubenssystem abspielt.