Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Theodor Fontane, Sprache: Deutsch, Abstract: Theodor Fontane schrieb seinen Roman Effi Briest mit Unterbrechungen in den Jahren von 1889 bis 1894. Der Vorabdruck erschien von Oktober 1894 bis zum März 1895 in der Deutschen Rundschau, ebenfalls im Jahr 1895 folgte die Buchausgabe des Romans, der bei Lesern und Kritikern eine hohe Gunst gewann. Stofflich beruht der Roman auf einer wahren Ehebruchsgeschichte in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts. Damals beging Elisabeth von Ardenne, die Gattin des Freiherren Armand von Ardenne, einen Ehebruch mit dem Düsseldorfer Amtsrichter Emil Hartwich, woraufhin dieser im Duell mit Ardenne fiel. Der Roman handelt von der jungen adeligen Effi von Briest, die sich mit 17 Jahren mit dem ebenfalls adeligen 38jährigen Jugendfreund ihrer Mutter, Geert von Innstetten, verheiratet. Ihr Leben in der preußischen Provinz mit dem Landrat ist geprägt von Langeweile und Vernachlässigung durch ihren Ehemann. Das Fehlen von Intimität und Sinnlichkeit sowie das Nichtzustandekommen menschlicher Beziehungen führen schließlich, gepaart mit einem von Innstetten inszenierten Spuk, zum Ehebruch Effis mit Major Crampas. Die Konsequenz dieser Tat, die nach über sechs Jahren ans Licht kommt, ist die Scheidung von Innstetten und die Verbannung aus der Gesellschaft. Crampas stirbt im Duell mit Innstetten. Effi erkrankt schließlich schwer und stirbt im Alter von 29 Jahren auf dem Anwesen ihrer Eltern. In meiner Arbeit möchte ich die Gründe für das Scheitern der Ehe zwischen Effi und Innstetten genauer beleuchten. Dabei werde ich besonders auf die Bedeutung des Chinesenspuks eingehen, die meiner Meinung nach einen Drehpunkt des Romans darstellt und somit auch großen Einfluss auf den Fehltritt Effis hat. Fontane selber hat in einem Brief an Viktor Widmann die wichtige Bedeutung des Chinesen im Roman herausgestellt: „Sie sind der erste, der auf das Spukhaus und den Chinesen hinweißt; ich begreife nicht, wie man daran vorbeisehen kann, denn erstlich ist dieser Spuk, so bilde ich mir wenigstens ein, an und für sich interessant, und zweitens, wie Sie hervorgehoben haben, steht die Sache nicht zum Spaß da, sondern ist Drehpunkt für die ganze Geschichte.“ Zwar relativiert Fontane selber die Bedeutung des Spuks zuerst dadurch, dass er ihn nur als interessant erachtet. Das Motiv des spukenden Chinesen zieht sich jedoch durch den gesamten Roman und offenbart ein dichtes Verweisungsnetz, weshalb ich es als zentral ansehe und die Verstrickung der Romanfiguren mit dem Spuk genauer untersuchen möchte.