Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Musik - Sonstiges, Note: 1,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Musikwissenschaftliches Seminar), Veranstaltung: Hauptseminar „Antike Musikmythen im Spiegel neuerer Theorien der Emotionalität“, Sprache: Deutsch, Abstract: Am „Rattenfänger von Hameln“ lässt sich wie an keiner anderen Sage zeigen, wie sich der Blickwinkel auf eine Geschichte mit der Zeit veränderte. Bisher weitgehend unbeachtet ist jedoch die Sage als Träger von emotionalem Gehalt, was umso mehr erstaunt wenn man bedenkt, dass letztlich Emotionen für die Überlieferung eines Geschehnisses in Geschichten-, sprich Sagenform verantwortlich sind. Die hier vorliegende Arbeit hat zum Ziel, diese Lücke zu schließen und eine emotionstheoretische Analyse in verschiedenen Stadien der Rezeption vorzunehmen. Dazu sollen u.a. die Emotionstheorien von Sir Anthony Kenny, William Lyons und Ronald de Sousa verwendet werden, welche exemplarisch für neuere Theorien von Emotionalität als analytische Werkzeuge zur Anwendung kommen. Die Eingangs- und Leitthese dazu lautet, dass sich ein wesentlicher Erkenntnisgewinn über die Rolle von Emotionen als motivierender Faktor in Sage und Märchen aus einer kritisch-analytischen Betrachtung des „Rattenfänger von Hameln“ ziehen lässt. Das Motiv der Verführung durch Musik wird dabei auf verschiedenen Ebenen beleuchtet, was zu einem umfassenden Gesamtbild und letztlich einer emotionstheoretischen Deutung dieses Sagenmotivs führen soll. Zudem werden so Betrachtungen über eine sich verändernde Emotionalität in der Rezeption über die Jahrhunderte möglich, die nirgendwo sonst stattfinden könnten. Die Akteure der Sage, die Kinder als Verführte und besonders der Rattenfänger als Verführer, durchlaufen dabei faszinierende Transformationsprozesse, nicht zuletzt durch ein sich veränderndes Verständnis des emotionalen Gehalts der Sage.